Weinstadt Worms – Das Weinherz von Rheinhessen

Worms und Wein, das sind zwei, die nicht nur aufgrund desselben Anfangsbuchstabens untrennbar miteinander verbunden sind. Als ca. 50 v.Chr. erstmals die Römer in dem Gebiet ankamen, das heute Worms ist, sorgten sie nicht nur für die ersten städtischen Strukturen, sondern sie brachten zugleich auch den Wein mit. Da der Transport für das beliebte Getränk auf Dauer zu aufwendig war, begann man wie zuvor in Gallien, auch in der neuen Provinz seine eigenen Reben zu pflegen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Wein für die Region wirtschaftlich immer bedeutender. Worms ist heute die drittgrößte Weinbautreibendegemeinde (nach Neustadt und Landau). Rund 80 Winzer pflegen heute die Weinbautradition. Worms liegt wiederum in Rheinhessen, dem größten Weinanbaugebiet Deutschlands. Insbesondere das milde Klima in Rheinhessen, viel Sonne, gepaart mit wenig Niederschlag, schafft ideale Bedingungen für einen rundum gelungenen Wein. Die Hügellandschaft Rheinhessens ist daher geprägt von endlos sich aneinanderreihenden Rebflächen. Ein Hauptteil der süßen Frucht, knapp 73 Prozent, ist dem Weißwein vorbehalten. Davon beansprucht der Riesling die meisten Reben und sorgt bei Weinprämierungen regelmäßig für Furore. Auch im gesellschaftlichen Leben spielt der Wein hier eine große Rolle. Zahlreiche Weinfeste, Straußwirtschaften, Vinotheken und Weinmessen zeugen von dieser Liebe zum Wein. In Worms erlebt das Weinfeiern mit dem Backfischfest und dem dazugehörigen Wonnegauer Weinkeller Ende August seinen Höhepunkt. In Form der Marktwinzer ist er nahezu ganzjährig samstags auf dem Wochenmarkt vertreten. 

Liebfrauenmilch – Ein Wein geht um die Welt

Die bekanntesten Weinanbauflächen in Worms sind das Luginsland und das Liebfrauenstift. Beide Rebflächen befinden sich inmitten der Stadt. Besonders der Wein, der aus dem Liebfrauenstift hervorgeht und unter dem Namen Liebfrauenmilch vermarktet wurde, sorgte dafür, dass die Weinstadt Worms auch weltweit Ansehen genoss. Die 17 Hektar kleine Weinlage um die Liebfrauenkirche herum ist von Mauern umgeben und damit besonders windgeschützt. Wie eine Patronin wacht die zwischen 1267 und 1465 erbaute Kirche über das „Kirchenstück“ und spendet wichtigen Schatten. Die Reben profitieren zudem von dem etwas wärmeren Klima der Stadt und der Nähe zum Rhein. Nachdem der holländische Kaufmann P.J. Valckenberg die städtischen Weinlagen erwarb, begann der den Wein zunächst europaweit zu verkaufen. Insbesondere England, inklusive des englischen Königshauses, erwies sich als freudige Abnehmer. Bald darauf schaffte es der kostbare Tropfen auch nach Amerika, wo er nachweislich im Restaurant des Ritz-Carlton in New York kredenzt wurde. Die Liebfrauenmilch wurde zum Exportschlage und schaffte es sogar in schwindelerregende Höhen. Bei der ersten Weltumrundung des Zeppelins 1929 waren 2 von 10 an Bord angebotenen Weißweinen Wormser „Liebfraumilch“.  Fehlende Gesetze zum Schutze einer Marke führten dazu, dass immer mehr Weinhändler und Winzer begannen, ihren Rebensaft Liebfrauenmilch zu taufen, ohne jedoch den Qualitätsanspruch gerecht zu werden. Weinkontor Valckenberg fügte schließlich die Lage „Kirchenstück“ hinzu und ließ sich diesen Begriff schützen. Wer also einen Wein mit dem Namen „Liebfrauenstift-Kirchenstück“ in der Hand hält, weiß, dass es sich hierbei um das einzig echte Original handelt. 10 Hektar der Flächen werden mittlerweile von dem frisch gegründeten Weingut am Dom bewirtschaftet. Die restlichen Flächen werden von den Wormser Weingütern Spohr, Schembs und sowie dem Gundheimer Weingut Gutzler gepflegt. Bei den Liebfrauenstift-Weinen handelt es sich um Rieslinge, die sowohl trocken als auch lieblich ausgebaut werden.  

Wo kommt eigentlich der Riesling her? Natürlich aus Rheinhessen….

Der bedeutende deutsche Weinbau Historiker Friedrich von Bassermann-Jordan bemerkte in seinem 1907 erschienenen zweibändigen Werk „Geschichte des Weinbaus“, dass die Herkunft der „wichtigsten deutschen Weißweinrebe – des Rieslings“ wohl nie beweiskräftig aufzuklären sein werde. Hartnäckig hält sich bis heute die Theorie, dass der Riesling von der Mosel an den Rhein gelangte. Bassermann-Jordan verweist in seinem Werk allerdings auf eine Literaturquelle von 1857, nach der „die Gegend von Neustadt/Weinstraße nach Worms als Urheimat des Rieslings“ angesehen werde könne. Im „Rebsortenratgeber Rheinhessen“, der 1978 von der Erzeugergemeinschaft Rheinhessischer Rebenveredler herausgegeben wurde, heißt es zum Riesling: „Die Herkunft des Rieslings konnte nicht genau ermittelt werden. Vieles deutet allerdings auf den Wonnegau hin. Der Wonnegau ist wiederum eine südliche Region Rheinhessens, zu der auch Worms gehört. Erstmals wurde im Jahre 1490 eine Rieslinganbaufläche mit einer Größe eines „halben Morgen“ in Pfeddersheim urkundlich erwähnt. Der heutige größte Wormser Stadtteil genoss zur damaligen Zeit eigenständige Stadtrechte und gehört seit 1969 zu Worms.  Ein weiteres Indiz, dass den Riesling noch früher in Worms und Region verortet, will der Autor Dieter Braaz gefunden haben. Wikipedia verweist in einem Eintrag zum Thema Riesling auf dessen „Wine Atlas of Germany“. Darin erklärt der Autor, dass die erste schriftliche Erwähnung der Rebe Riesling und der Stadt Worms bereits auf das Jahr 1402 zurückginge. Einen Beleg für diese Behauptung bleibt er allerdings schuldig. Tatsächlich stammt das älteste Schriftstück, in dem die beliebte Rebe erwähnt wird, aus dem Jahre 1435. Der Verwalter der Burg zur Rüsselsheim vermerkte den Ankauf von Riesling-Setzreben, die man im eigenen Weingarten verpflanzte. Aber wie kamen die Reben in die Opelstadt? Es gibt zwar keine urkundlichen Erwähnungen, allerdings besagt die Legende, dass Graf Johann IV aus dem Geschlecht der Katzenelnbogen, zu dessen Grafschaft auch der besagte Weingarten gehörte, sich 1435 auf Einkaufstour befand. Die führte ihn auch nach Pfeddersheim, wo er Wein kaufte. Ob er dort auch die Setzlinge kaufte, ist indes nicht belegt. 

Wo auch immer der Riesling zuerst seine Wurzeln in die Erde grub, fest steht, dass dieser untrennbar mit Rheinhessen und somit auch mit Worms verbunden ist. Das zeigt bereits der Anteil der Rebflächen. Dieser liegt bei den Weißweinreben bei 18 Prozent. Den zweiten Platz nimmt der etwas weniger glamouröse Müller Thurgau ein. In Weinverkostungen der Feinschmeckermagazine und Blogs sorgen Rheinhessische Riesling regelmäßig für beste Bewertungen. Besonders auffällig ist hierbei die Qualitätsdichte in der selbsternannten „Riesling City“ Nierstein. Entlang der Rheinroute Richtung Mainz gelegen, sind Weine aus der knapp 8.000 Einwohner fassenden Stadt mittlerweile Stammgast in den Top 10. Einen neuen Popularitätsschub erhielt der Riesling zwischenzeitlich durch den amerikanischen Pop Star Pink. Die bekannte sich in einem Interview zu ihrer Riesling-Liebe. Zeit also für die Musikerin sich auf den Weg in die Heimat des Rieslings zu machen. Die geschmackliche Bandbreite der anspruchsvollen Rebe ist enorm und überwältig gut gekühlt nicht nur die Gaumen eines Weltstars. Einen weiteren prominenten Freund Rheinhessischer bzw. Wormser Weine war auch der berühmte französische Schriftsteller Victor Hugo („Der Glöckner von Notre Dame“). Dieser reiste in der Hoffnung, die Orte des Nibelungenliedes kennenzulernen, in die Nibelungenstadt Worms, zeigte sich schließlich enttäuscht von den wenigen historischen Spuren, aber umso mehr begeistert von den Wormser Weinen. Mit seinem schmeichelhaften Zitat: „Wahrhaftig, um drei Gläser Wormser Weines willen würde ich nach Worms kommen“, ziert er den Winzerbrunnen Am römischen Kaiser in der Fußgängerzone. 

Sommer, Sonne, Wein und Worms: Die Wormser Marktwinzer laden ab dem Frühjahr samstags zum entspannten Weingenuss

Die Wormser Marktwinzer, das sind, wie soll es auch anders sein, sechs Wormser Winzer, die im wöchentlichen Wechsel zum gemeinsamen Weingenuss am Rande des Wochenmarktes laden. Zwischen Dom und Dreifaltigkeitskirche ist der Marktwinzer-Treff mittlerweile nicht nur ein Geheimtipp für Marktbummelanten, sondern auch für touristische Gruppen. Sitzplatzgarnituren aufgereiht um den sehenswerten Siegfriedbrunnen laden zum Verweilen ein. Abrunden lässt sich der genussvolle Vormittag durch ein paar Leckereien wie eingelegte Oliven, Spundekäs oder dem unschlagbaren Trio „Weck, Worschd und Woi“. Selbstverständlich frisch gekauft auf dem Wochenmarkt. Zudem ist der Weinstand eine gute Gelegenheit abseits eines Weingutbesuchs ein paar köstliche Weine wahlweise als Souvenir oder für den heimischen Genuss mitzunehmen und in lockerer Atmosphäre mit dem Winzer ein Weilchen zu plauschen. Unerfahrenen Weingenießer sei allerdings geraten, sich in den Sommermonaten gut einzucremen, da der Platz nur wenig Schatten bietet und es unter der Sonne Rheinhessen mächtig heiß werden kann. Im Wechsel bieten die Weingüter Spohr, Weinmann und Klosterhof Lösch aus Worms-Abenheim, Weingut Müsel und Schäfer aus Worms-Herrnsheim sowie Helmut Kloos aus Worms-Horchheim ihre Erzeugnisse an. In den Wintermonaten gibt es zwar keinen offenen Ausschank, aber die Möglichkeit zum Flaschenkauf. Die genauen Termine lassen sich hier entnehmen:

www.weinstadt-worms.de/weinstadt/home/Wormser-MarktWinzer.php

Wormser Weinmesse

Als man vor 16 Jahren die Wormser Weinmesse ins Leben rief, ging es in erster Linie darum, das Thema Wein im Stadtbild deutlich prominenter zu platzieren. Man kann unumwunden sagen, diese Mission ist geglückt. Nachdem man im vergangenen Jahr Corona bedingt absagen musste, hoffen die Veranstalter darauf, die beliebte Weinmesse an zwei Tagen im November dieses Jahr wieder durchführen zu können. Rund 50 Winzer, die meisten aus Worms und ein paar wenige aus dem Umland, laden im stilvollen Ambiente des Tagungszentrums zum Probieren und gemeinsamen Talk über Wein ein. Wahrscheinlich gibt es keinen besseren Ort, um sich über das reichhaltige Weinangebot der Stadt ein Bild zu machen. Themenorientierte Veranstaltungen, wie „Alte Reben“ oder „Wein und Schokolade“ ermöglichen in kleinen Gruppen ergänzend zur Messe ein intensives Eintauchen in die Geheimnisse des Weines. Da die Tickets begehrt sind, lohnt es sich, rechtzeitig sich selbige zu sichern. An der Tageskasse kann es schon mal heißen, leider ausverkauft!

Weitere Infos finden Sie hier: www.worms.de/weinstadt/weinmesse/

Wormser Vinothek – Eine feste Heimat für den Wormser Wein

Seit Anfang des Sommers 2019 hat der Wormser Wein endlich auch in der Innenstadt ein festes Zuhause. In der Wormser Vinothek am Parmaplatz haben sich 16 Winzer mit dem Stadtmarketing Worms e.V. zusammengeschlossen, um dem Weinliebhaber dort 80 ausgewählte Weine zu präsentieren, davon 16 im offenen Ausschank. Die Auswahl ist darauf abgestimmt, eine möglichst umfassende Übersicht über alle wichtigen Rheinhessischen Rebsorten zu gewähren. Mit Blick auf die farbenfrohen Grünanlagen nebst Luther-Denkmal fühlt man sich in Sommermonaten schon mal wie im Urlaub. Mediterrane Geselligkeit ermöglicht schnell das Kennenlernen zuvor fremder Menschen, sodass am Ende eines Vinothekabends auch schon mal neue Freundschaften fürs Leben geschlossen werden. Abgerundet wird der Besuch durch feine kulinarische Leckereine, die natürlich abgestimmt sind auf die Ansprüche der Weine. Wer es alkoholfrei mag, kann auf rundum erfrischenden Traubensaftschorlen zurückgreifen, die natürlich auch von den Winzern kommen. Kleine Konzerte, Lesungen und angeleitete Weinproben gehören ebenfalls zum Angebot. 

Mehr Informationen finden Sie unter: www.wormser-vinothek.de