Wormser Rheinpromenade

Es gibt sicherlich Städte am Rhein, die über eine deutlich längere Promenade verfügen, dennoch lädt die durch Hafenanlagen begrenzte Promenade am Rheinufer zum gemütlichen Flanieren und entspannten Verweilen ein. Abwechslungsreiche Gastronomie (einen kräftigen Schluck ist auf jeden Fall das selbstgebraute Bier der Gaststätte Hagenbräu wert), die romantisch-pittoresk choreografierte Bepflanzung, der Blick auf den mächtigen Rhein oder das erhabene Hagendenkmal verströmen insbesondere an warmen Sonnentage eine mediterrane Gelassenheit. 

 

Warum die Karl-Kübel-Brücke im Volksmund Terence-Hill-Brücke heißt

Fußläufig gerademal fünf Minuten von den Nibelungen-Apartments entfernt, begegnet einem zunächst eine unscheinbare Fußgänger- und Radfahrerbrücke, die allerdings vor ein paar Jahren in den Fokus der Medien geriet. Alles fing damit an, dass vor ein paar Jahren das zweckdienliche Betonbauwerk von den Stadtoberen auf den Namen Karl-Kübel-Brücke getauft wurde. Das fand der Wormser Schauspieler und Sänger Peter Englert nicht in Ordnung, und erinnerte den damaligen Oberbürgermeister daran, dass dieser versprochen habe, ihn zur Brückeneinweihung einzuladen. Bekannt für seine skurrilen Ideen unternahm Englert kurzerhand selbst die Brückeneinweihung und taufte dieses wichtige Bindeglied zwischen Stadt und Rhein auf den Namen Terence-Hill-Brücke.

Nun kann man natürlich zurecht fragen, was um Gottes Willen der italienische Schauspieler mit einer Brücke in Worms zu tun hat? Die Antwort ist einfach und führt zurück in das Jahr 1966. Damals wurde mit großem Aufwand als Zweiteiler das Nibelungenlied verfilmt. Unter der Besetzung fand sich auch ein gewisser Maria Girotti, der den Königsbruder Giselher spielte, und später unter dem Namen Terence Hill weltberühmt wurde. Weil Girotti alias Hill eine Figur aus einer Wormser Sage spielte, handelte es sich für Englert um einen vollkommen plausiblen Bezug zu der Nibelungenstadt. Zunächst fand der Oberbürgermeister die Aktion nur eingeschränkt lustig. Da man aber in einem Wahljahr war und der Oberbürgermeister für weitere acht Jahre als Stadtoberhaupt gewählt werden wollte, witterte er eine medienwirksame Chance, auch bei jüngeren Wählern punkten zu können. Der OB im Wahlkampfmodus nahm mit dem Schauspieler im Ruhestand Kontakt auf und lud ihn in die Stadt ein. Der ließ es sich wiederum nicht nehmen, „seine Brücke“ zu besuchen. Zwischenzeitlich verbreitete sich die Meldung dieser kuriosen Geschichte in ganz Deutschland. Der ursprüngliche Name der Brücke, benannt nach einem Industriellen, der in Worms sich sozial engagierte, blieb zwar erhalten, das änderte aber nichts an Terence Hills Stippvisite auf der Brücke, die begleitet wurde von einem beachtlichen Medienrummel und jede Menge Fans. Zudem gab es einen Eintrag in das goldene Buch der Stadt. Heute erinnert ein Schild an der Brücke an diese denkwürdigen Tage. Dem Oberbürgermeister half die mediale Aufmerksamkeit allerdings nicht. Nur wenige Monate später, im November, wurde er abgewählt.

Kriemhilds Rosengarten

Steht man auf der besagten Terence Hill / Karl-Kübel-Brücke trügt der Blick, denn das pulsierende Leben am Rhein versteckt sich zunächst hinter mächtigen Linden und zweier unschöner Tanks, die bereits seit Jahrzehnten in der Bevölkerung für Unmut sorgen. Hat man erstmal den Festplatz, auch bekannt als Kissselswiese, überquert und die Boules Spielplätze eines Wormser Vereins passiert, begegnet man endlich dem gemächlich dahinfließenden Rhein. Begrüßt wird man zunächst von einem Rosenlabyrinth zum Fuße des Hagendenkmals. Der Wormser Künstler Eichfelder beschäftigt sich bereits seit vielen Jahrzehnten mit den Nibelungen. Ein langgehegter Wunsch war es dabei, der Stadt Nibelungen quasi zum Anfassen zu schenken. Der Rosengarten ist dabei nicht willkürlich gewählt. Eichfelder bezieht sich allerdings nicht auf das berühmte „Nibelungenlied“, sondern auf das heute weniger bekannte „Rosengartenlied“, das im 13. Jahrhundert entstand und im Mittelalter äußerst populär war. Im Mittelpunkt des Versepos steht Kriemhild. Zu Worms am Rhein legte demnach Kriemhild einen, von einer goldenen Borde umzogenen Rosengarten an. 224 Strauchrosen aus zehn verschiedenen Sorten säumen nun den labyrinthischen Weg durch den Rosengarten, flankiert von drei Linden, die derzeit noch in der Kinderschuhen stecken. Ab Frühling, wenn sich die Knospen zur Blüten entfalten, verzaubert das spiralförmig angelegte Labyrinth mit seinen Farben und Düften. Das Labyrinth wurde 2021 eröffnet. 

Hagendenkmal

Stolz und erhaben steht das Denkmal mit Hagen von Tronje am Ufer des Rheins. Sein Blick fest entschlossen, den wertvollen Nibelungenhord in den Fluten des Rheins zu versenken, um ihn somit Siegfrieds Witwe, Kriemhild, zu entreißen. Als in den frühen zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Worms begann, den Nibelungenmythos wieder zu entdecken, beschloss man, dem Mythos ein Denkmal zu setzen. Warum man ausgerechnet dem Schurken des Stücks ein Denkmal gesetzt hat, bleibt das Geheimnis der damaligen Stadtoberen. Vielleicht liegt es an dem ikonischen Charakter der Szene, die den Nibelungenhord untrennbar mit dem mythenumrankten Vater Rhein verbindet? Gestaltet wurde die Galvanofigur 1905 von dem Kunstschnitzer Johannes Hirt. Ironischerweise stand das Denkmal schon einmal in der direkten Nachbarschaft von Kriemhilds Rosengarten. Im Zuge der Nibelungen Begeisterung legte man bereits Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts im Wormser Stadtpark (siehe Wäldchen) einen Rosengarten an. Kurze Zeit darauf wurde schließlich das Denkmal als direkter Nachbar eingeweiht. Dort stand es bis 1932. Danach wurde die Figur an den heutigen Standort umgesetzt.

Ein Nibelungenturm als Tor zur Stadt 

Auch wenn aus der Zeit der Nibelungen, sprich das Mittelalter, nichts Historisches in Worms erhalten ist, begegnet man dem Namen wiederum allerorts. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Rheinbrücke, die Worms mit Hessen verbindet, auf den Namen Nibelungenbrücke hört. Doch das besondere ist weniger der Name. Vielmehr ist es der Brückenturm, der in dieser Form am Rhein einzigartig ist. 53 Meter hoch ist der Brückenturm, der zugleich auch eindrucksvolles Stadtportal ist. Nach drei Jahren Bauzeit wurde das mächtige Bauwerk eingeweiht. Ursprünglich hatte der Turm auf der hessischen Seite ein Pendant. Im Zweiten Weltkrieg dienten sie zeitweise als Stützpunkt von Fliegerabwehrkanonen. Im März 1945 wurde der östlich gelegene Turm schließlich gesprengt. Zerstört wurde auch die Brücke, die 1953 wieder hergestellt wurde. Der Turm auf der Wormser Seite blieb glücklicherweise verschont. Oberhalb der Fahrbahn verfügt der Turm über acht Etagen, wovon fünf genutzt werden. Seit 1976 dient dieser den Pfadfindern des Verbands Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder als Herberge. Für die Öffentlichkeit ist er zumeist einmal im Jahr am Tag des offenen Denkmals am zweiten Septemberwochenende geöffnet. Wer die Mühe des Aufstiegs auf sich nimmt, wird am Ende der Treppen mit einem erhabenen Ausblick über die Stadt und in die Weiten Rheinhessens entlohnt. 

www.nibelungenturm.de