Das Wormser Luther-Dossier

Zwei Tage in Worms, die die Welt veränderten 

Der Martin-Luther-Krimi kompakt zusammengefasst

Worms hat eine bewegte historische Vergangenheit. Bereits 5.000 vor Christus wurde das klimatisch begünstigte Gebiet von den Kelten besiedelt. Ungefähr 35 vor Christus fanden schließlich die Römer hierher und brachten nicht nur den Wein nach Rheinhessen. Mit den Römern wurde Worms mehr als nur ein Siedlungsgebiet. Es wurde zunächst zur „Provinz“ und gewann zunehmend an Bedeutung. Nicht wenige Ereignisse, die hier geschahen, haben bis heute Auswirkungen auf die christlich geprägte Welt. Wer kennt nicht den Ausdruck des „Gang nach Canossa“? Jenem Büßergang, bei dem der Kaiser den Papst einfach gesagt um Entschuldigung bitten musste. Dieser Gang war letztlich eine Folge der Reichsynode im Jahre 1076, zu der Kaiser Heinrich IV. in Worms lud, mit dem Ziel sich von der römisch-katholischen Kirche in Rom loszusagen.

Wahrscheinlich noch berühmter dürfte der Ausspruch „Hier stehe ich und kann nicht anders!“ sein. Zugeschrieben wird der Satz dem streitbaren Theologen Martin Luther, der 1521 nach Worms zitiert wurde, um seine 1517 veröffentlichten 95 Thesen zu widerrufen. Bekanntermaßen hat er dies nicht getan und soll dabei jene berühmten Worte gesagt haben. Wie Texte mittlerweile nahelegen, war Luthers Ausspruch ein wenig anders, aber gar nicht so sehr von dem berühmten Zitat entfernt: 

„(…) Und so lange mein Gewissen durch die Worte Gottes gefangen ist, kann und will ich nichts widerrufen, weil es unsicher ist und die Seligkeit bedroht, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen“

Die Folgen dieses Satzes erschütterten Europa, führten zur Spaltung der Kirche und zum Dreißigjährigen Krieg. So könnte man sagen, dass der Reformationsgedanke sich von Worms aus in die Welt verbreitete. Aber wie kam es überhaupt dazu und warum wurde Worms als Ort, an dem man den Reichstag abhielt, ausgewählt?

Der 1486 geborene Martin Luther studierte Theologie in Wittenberg und überzeugter Vertreter des Humanismus. Im Auftrag seines Ordens reiste er 1510 nach Rom. Dort zeigte er sich entsetzt über den Pomp, mit dem die römisch-katholische Kirche ihre Macht demonstrierte. Der gottesfürchtige Mann begann sich zu fragen, ob dies im Sinne der christlichen Lehre war, die Demut und Bescheidenheit predigte. Zurück in Deutschland, das damals noch das „Heilige Römische Reich“ war, begann er zunehmend die Missstände anzuprangern. 

Besonders die Praxis des Ablasshandels, Gottesvergebung gegen Geld, und die Simonie, also der Praxis, einflussreiche kirchliche Ämter zu kaufen und zu verkaufen, gerieten in seinen Texten in den Fokus und bildeten die Grundlage für die 95 Thesen, die Martin Luther am 31. Oktober 1517 wirkungsvoll in Wittenberg an eine Tür nagelte. Zudem wurden diese ursprünglich in lateinisch verfassten 95 Thesen dem Erzbischof von Mainz übermittelt. Es folgte eine Übersetzung in Deutsche. Die Erfindung des Buchdrucks (in Mainz) sorgte schließlich dafür, dass Luthers Thesen sich in rasender Geschwindigkeit im Reich verbreiteten und er sowas wie zum ersten Medienstar wurde.

Im Jahr 1520 wurde der gerade mal 20 jährige Karl V. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs gewählt. Unter dem Einfluss von Papst Leo X. erklärte am 3. Januar 1521 der jungen Kaiser Luther zum Ketzer, verhängte über ihn eine Bannbulle (Exkommunikation) und die Reichsacht (rechtslos und vogelfrei). Für Luther, der fest an das Fegefeuer glaubte, eine menschliche Katastrophe. Dennoch weigerte er sich, von seiner wirkmächtigen Kritik abzurücken. 

Am 27. Januar 1521 eröffnete der Kaiser den Reichstag in der „freien Stadt“ Worms. Ursprünglich sollte dieser in Nürnberg stattfinden. Da die Kaiserstadt Nürnberg zu diesem Zeitpunkt von mehreren Epidemien heimgesucht wurde, fiel die Wahl auf die geschichtsträchtige Stadt am Rhein (bereits 1495 gab es in Worms einen Reichstag). Karl V. reiste schließlich am 28. November in die damals 7.000 Einwohner zählende Stadt, um den wichtigen und vor allem landesweit populären Reichstag vorzubereiten. Kurzum, der Reichstag war das herausragende Ereignis seiner Zeit.

Hauptthema sollte die Neuordnung der Machtverhältnisse zwischen Krone, Fürsten und Städten sein. Mit den rund 80 Fürsten reisten rund 3000 weitere Gesandte und Gefolgsleute in die Stadt. In manchen Quellen wird sogar darüber berichtet, dass etwa 10.000 zusätzliche Besucher anreisten. Das führte zu Verteuerungen der Lebensmittel, Wohnraum wurde knapp und überall kam es zu Streitigkeiten.

Vier Monate verhandelten die Mächtigen, als überraschend Martin Luther auf die Tagesordnung gesetzt wurde. Eigentlich dachten Papst und Kaiser, dass mit dem Bann die Geschichte erledigt war. Doch sie täuschten sich! Denn der Gesandte des Papstes stellte in Worms fest, “dass gar nichts anderes verkauft werde als Luthers Schriften“. Man kam also um das Thema nicht mehr herum.

Karl V. zitierte Luther also zum Reichstag, mit dem Ziel, dass dieser vor den weltlichen und geistlichen Mächtigen des Landes seine 95 Thesen widerrufen sollte. Am 2. April 1521 machte sich Martin Luther auf den Weg von Wittenberg nach Worms. Als er am 16. April in Worms ankam, begrüßten ihn Trompetenfanfaren, während ihm das Volk zujubelte.  

Am 17. April fand im Rahmen einer Voranhörung eine erste Begegnung zwischen dem Kaiser und Luther statt. Glaubte Luther zunächst noch daran, den Kaiser überzeugen zu könne, wurde er schon nach wenigen Stunden eines Besseren belehrt. Karl V. ließ Luther wissen, dass er am Folgetag einen Widerruf erwarte. Am 18. April kam es schließlich zum großen Showdown zwischen dem populären Theologen und dem mächtigen Kaiser. Die Begegnung endete schließlich mit dem obengenannten Zitat. Es folgten in den nächsten Tagen weitere Gesprächsrunden unter der Anwesenheit von Gelehrten, die ihn dazu bringen sollten, doch noch zu widerrufen. Wie sich zeigte, vergeblich. 

Am 26. April traten schließlich Luther und seine Begleiter die Rückreise an. Auf dem Rückweg kam es zu einem inszenierten Überfall sowie der Entführung von Luther. Initiiert wurde dies vom Kurfürst Friedrich, dem Weisen, der Luther wohlgesonnen war. Dieser ließ den „vogelfreien“ Mann auf die Wartburg bringen. Der Reichstag in Worms endete wiederum am 26. Mai mit dem Wormser Editkt, also der Reichsacht, die über Martin Luther verhängt wurde. 1524 wurde wiederum die erste evangelische Messe auf deutschem Boden hier in Worms abgehalten. Ebenso entstand hier 1526 die erste englischsprachige Fassung des neuen Testaments. Bis heute ist die Stadt, trotz der baulichen Dominanz der katholischen Kirchen, protestantisch geprägt, was sich vor allem in der Bevölkerungsstruktur niederschlägt.

Auf den Spuren von Martin Luther in Worms

Zweimal wurde die frühere Kaiserstadt Worms zum Opfer großer Zerstörungen. Einmal in Folge des Pfälzischen Erbfolgekriegs 1689 und schließlich kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, durch zwei Fliegerangriffe. Die Folge dieser Zerstörungen war, dass viele historische Gebäude, darunter auch der damalige Bischofshof in unmittelbarer Nachbarschaft des Doms, in dem Luther vor den Kaiser treten musste, unwiderruflich zerstört waren. Dennoch ist es auch heute noch möglich, Luthers Spuren in Worms zu folgen. 

Am eindrucksvollsten gelingt dies am Luther-Denkmal, dem weltgrößten Reformationsdenkmal, das von dem Dresdner Künstler Ernst Rietschel entworfen wurde. Zwölf Jahre dauerte seine Fertigstellung. Enthüllt wurde es schließlich unter Anwesenheit des preußischen König Wilhelm I. und zahlreichen Zuschauern an einem glühend heißen Sommertag am 25. Juni 1868. Historische Quellen besagen, dass damals alleine 3.000 Ehrengäste angereist waren. Es gab 15.000 Tribünenplätze und angeblich 100.000 Besucher. Das Denkmal zelebriert nicht nur Martin Luther, der mit einer Faust auf der Bibel sozusagen symbolisch seine Thesen unerschütterlich mit stolzen und klaren Blick vertritt, sondern auch weitere bedeutende Persönlichkeiten der Reformationsgeschichte. Erklärungen zu den abgebildeten Personen finden sich auf der Homepage: 

www.worms-erleben.de/erleben/entdecken-und-staunen/sehenswuerdigkeiten/lutherdenkmal.php

Die technisch interessant gestaltete App „Worms erleben (AR)“, bietet ebenfalls umfassenden Informationen. Eingefasst ist das Denkmal in eine mit Zinnen versehene Mauer, die das bekannte Lutherlied „Ein feste Burg ist unser Gott“ sozusagen zum Anfassen symbolisiert. Zugleich werden weitere Personen, Orte und Szenen der Reformation im Rundgang illustriert. Umgeben ist das Denkmal von einer eindrucksvollen Grünanlage, dem Lutherplatz, der je nach Jahreszeit entsprechend vom städtischen Grünflächenamt ansprechend gestaltet wird. 

Mit eine Virtual Reality in den Wormser Reichstag eintauchen

Die eben erwähnte App „Worms erleben (AR)“ bietet nicht ausführliche Informationen zu dem Denkmal, sondern schickt den Nutzer auf eine Luther-Tour. Durch die Anwendung einer sogenannten „Argumented Reality (AR) Technologie“ verschmelzen Vergangenheit und Gegenwart zu einem unterhaltsamen Erlebnis. Die Technik ermöglicht dem Betrachter einen virtuellen Einblick in die Zeit des Reichstages 1521. Die Tour beginnt am Luther-Denkmal und führt zu sechs historisch bedeutsamen Orten, die durch Stelen markiert sind. Mittels eines QR Codes, der sich auf selbigen befindet und gescannt werden kann, taucht man schließlich in die Vergangenheit ein. Es entstehen vor dem Auge Gebäude, während zusätzlich Personen direkt vor einem auftreten. Durch die Reise, bei der man auch auf Martin Luther trifft, führt der Reichsherold Kaspar Sturm informativ. Angelehnt an die Optik einer Graphic Novel bietet die App auf unterhaltsame Weise die Möglichkeit, Geschichte zu erleben. Wer auf die virtuelle Realität verzichten möchte, kann sich diese aber auch erzählen lassen. Bei der Nutzung der App ist es sinnvoll, Kopfhörer zu nutzen. Da die App wiederum einiges an Strom in den rund 90 Minuten der Tour verbraucht, ist es sinnvoll, zuvor auf einen gut geladenen Akku zu achten. Die App ist kostenlos und ist sowohl im AppStore und im Google Play Store zu finden. Wichtig ist allerdings, den genauen Begriff „Worms erleben“ einzugeben, da man ansonsten auf zahlreiche Apps stößt, die sich auf das Spiel „Worms“ beziehen.

Hier stehe ich und kann nicht anders: Luthers Schuhe im Heylshofpark Worms

Wer auf Luther Spuren wandeln möchte, sollte natürlich auch den Wormser Heylshofpark unweit des Luther-Denkmals aufsuchen. Wer die App nutzt, wird ohnehin in die grüne Oase inmitten der Stadt geführt. Dort befand sich vor 500 Jahren der Bischofshof. Eine Bronzeskulptur in Form von überdimensionierten Schuhen symbolisiert den Ort, an dem Luther vor dem Kaiser gestanden haben soll. Wer plötzlich Stimmen in dem Park hört, sollte sich übrigens keine Gedanken darüber machen, ob er nach seiner Tour durch die Stadt möglicherweise akustische Halluzinationen hat. 24 Lautsprecher mit kleinen, aber gut erkennbaren, leicht und ruhig pulsierenden Lichtquellen sind über den Park verteilt. Bewegungsmelder registrieren, wenn jemand der konkreten Stelle nahe kommt und aktivieren einen Lautsprecher mit Gewissensfragen. 24 Fragen werden gestellt, je eine Frage pro Standort. „Fragen an das „heute“, entstanden aus einem Augenblick vor 500 Jahren mit Antworten von uns jetzt“, heißt es auf der Homepage wormserleben. Die Stadt nennt das selbst einen „Denkraum“. Man kann sich allerdings einfach auch von dem satten Grün der Wiesen, den knorrigen uralten Bäumen und dem mächtigen Dom, der mit seinen gewaltigen Türmen über den Park zu wachen scheint, inspirieren lassen. Oder anders gesagt, es ist ein Ort, der bestens dazu geeignet ist, die Seele baumeln zu lassen. 

Luther-Ausstellung im Andreasstift

In den Räumlichkeiten des 1000 Jahre alten Andreasstifts nebst Kirche findet in der Zeit vom 3. Juli bis zum 30. Dezember die Landesausstellung “Hier stehe ich. Gewissen und Protest – 1521 bis 2021” statt. Im Mittelpunkt steht eine historische Auseinandersetzung mit dem Thema „Haltung zeigen“. Aufhänger sind natürlich die Ereignisse rund um Luthers Auftritt auf dem Reichstag 1521. Angeordnet in 14 Themeninseln präsentiert die Ausstellung eine ansprechend gestaltete Reise durch 500 Jahre Protestgeschichte, grob unterteilt wiederum in zwei Teile. Vor allem in protestantischen Milieus gilt “Worms 1521” als Geburtsort der modernen, westlichen Gewissensfreiheit und wird entsprechend geschichtspolitisch vereinnahmt, weshalb sich der erste Teil explizit auf die historische Ereignisse bezieht. In einem zweiten Teil fokussiert die Ausstellung das Thema “Gewissensfreiheit”, und zwar sowohl mit als auch ohne Bezug zu Luthers Wirken. Die Landesausstellung befasst sich mit bedeutenden Persönlichkeiten, die seit dem 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart für ihre Ideale in Wort und Tat einstanden und nicht selten für ihre Zivilcourage mit ihrem Leben bezahlten. Beispielhaft stehen hierfür hier die streitbare Schriftstellerin Olympe de Gouges oder die junge Sophie Scholl. Unter Verwendung von Exponaten, Schriftstücken, Filmausschnitten, aber auch Musikeinspielungen macht die Ausstellung Geschichte erfahrbar. Unter den Exponaten befindet sich beispielsweise auch eine Bibel, in der eine Aussparung eingearbeitet ist, in der man eine Pistole verstecken kann. Diese Bibel wurde in den sechziger Jahren Winnie Mandela als Warnung an ihren Mann Nelson Mandela überreicht. Dieser sollte seinen Protest zur Beseitigung der Apartheid beenden. Neben solchen Momenten, in denen sich Menschen gegen Hass und Gewalt mit Haltung behaupten mussten, setzt sich die Ausstellung aber auch mit den friedlichen Protesten in der DDR auseinander, die schließlich zum Mauerfall führten. 

Ein Hingucker ist natürlich auch das Museum selbst, in dem die sehenswerte Ausstellung stattfindet. Das Andreasstift wird erstmals 1016 erwähnt. Bereits im 13. Jahrhundert wurde das ursprüngliche Gebäude jedoch umfassend umgebaut. Genutzt wurde es lange Zeit als Kloster. Im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekriegs wurde das Gebäude niedergebrannt. Was übrig blieb, waren das Mauerwerk und ein Teil des Kreuzgangs. Der Wiederaufbau dauerte bis 1761. Aber auch danach widerfuhr dem Gebäude wenig Gutes. 1792 geriet Worms unter französische Besatzung. Die neuen Herren nutzten das Stift als Kaserne. Nachdem das Gebäude wieder in städtischen Besitz war, wurde insbesondere die Kirche, das heute das Entree zur Ausstellung ist, als Parkhaus genutzt. Als der Wormser Altertumsverein Ende der zwanziger Jahre eine neue Heimat für dessen historische Sammlung suchte, bot die Stadt die Räume des Andreasstifts als Museum an. Seitdem ist dort die Sammlung beheimatet. Während der Luther-Ausstellung sind jedoch die oberen Stockwerke, in denen ein Hauptteil der Sammlung untergebracht ist, geschlossen. Durch die großzügige Spende einer Wormser Mäzenin wurde in den vergangenen zwei Jahren aufwendig der ehemalige Kreuzgang rekonstruiert und wieder errichtet. Dieser umrahmt den Innenhof, in dem während der Ausstellungszeit Lesungen und kleinere Konzerte stattfinden. Wie Ausstellungskurator Dr. Olaf Mückain verrät, kann der Hof während der Ausstellung auch gerne als außerparlamentarischer Protestraum genutzt werden. Plakate und Demonstrationen sind ausdrücklich erwünscht.

Für den Besuch der Ausstellung ist im Vorfeld eine online Reservierung notwendig. Corona bedingt dürfen derzeit alle 20 Minuten 30 Gäste die Ausstellung besuchen. Gruppenführungen finden aufgrund der aktuellen Situation nicht statt. 

Weitere Informationen finden Sie unter:

www.luther-worms.de

Sommer ist Festspielzeit in Worms:

Die Nibelungen-Festspiele präsentieren „Luther“

Längst gehören die Nibelungen-Festspiele zu den deutschlandweit wichtigsten Theaterereignissen. Vor der eindrucksvollen Kulisse des Wormser widmen sich die Open-Air-Festspiele normalerweise den titelgebenden Nibelungen. Anlässlich des Jubiläumsjahres verlassen die Macher ihre Komfortzone und stellen in der Zeit vom 16. Juli bis 3. August Luther in den Mittelpunkt der diesjährigen Inszenierung, die auf Originaltext des Schweizer Autors Lukas Bärfuss basiert. Der Intendant der Festspiele, Deutschlands erfolgreichster Filmproduzent Nico Hofmann („Der Junge muss an die frische Luft“), erklärt zu der Aufführung, dass es in dem Stück um innere Haltung und Mut geht. Was genau inhaltlich die Zuschauer erwartet, wurde bisher nicht verraten. Bekannt ist hingegen die Besetzung. Dazu gehört der beliebte Schauspieler Jürgen Tarrach („James Bond 007 – Ein Quantum Trost“, „Wambo“) und die Schauspielerin Sunnyi Melles, die gern gesehener Gast in zahlreichen Serien ist und zuletzt in der aufwendigen Kinoproduktion „Narziss und Goldmund“ mitspielte. Ein fester Bestandteil der Festspiele ist auch der Heylshofpark, der gerne in diesem Zusammenhang zurecht als schönstes Theaterfoyer Deutschlands bezeichnet wird. In welchem Rahmen er in diesem Jahr genutzt wird, ist aufgrund von Corona im Moment noch unklar. In normalen Jahren erwartet die Zuschauer in der romantischen Parkanlage ein umfangreiches gastronomisches Angebot, zu dem natürlich ein großes Angebot an wohlschmeckenden regionalen Weinen gehört. Ebenso kann der Park gegen einen kleinen Obolus (2 Euro) auch von  Flaneuren ohne Festspielticket besucht werden. Ob dies in diesem Jahr ebenso ist, ist fraglich. Fraglich ist im Moment auch, wie viele Besucher die Festspiele empfangen dürfen. Aktuell plant man mit 530. Normalerweise bietet die Tribüne Platz für 1.400 Gäste. Da die Plätze begehrt sind, sollte man bei Interesse schnell reagieren.

Weiter Informationen finden Sie unter:

www.nibelungenfestspiele.de 

Alle Texte: Dennis Dirigo

Weinstadt Worms – Das Weinherz von Rheinhessen

Worms und Wein, das sind zwei, die nicht nur aufgrund desselben Anfangsbuchstabens untrennbar miteinander verbunden sind. Als ca. 50 v.Chr. erstmals die Römer in dem Gebiet ankamen, das heute Worms ist, sorgten sie nicht nur für die ersten städtischen Strukturen, sondern sie brachten zugleich auch den Wein mit. Da der Transport für das beliebte Getränk auf Dauer zu aufwendig war, begann man wie zuvor in Gallien, auch in der neuen Provinz seine eigenen Reben zu pflegen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Wein für die Region wirtschaftlich immer bedeutender. Worms ist heute die drittgrößte Weinbautreibendegemeinde (nach Neustadt und Landau). Rund 80 Winzer pflegen heute die Weinbautradition. Worms liegt wiederum in Rheinhessen, dem größten Weinanbaugebiet Deutschlands. Insbesondere das milde Klima in Rheinhessen, viel Sonne, gepaart mit wenig Niederschlag, schafft ideale Bedingungen für einen rundum gelungenen Wein. Die Hügellandschaft Rheinhessens ist daher geprägt von endlos sich aneinanderreihenden Rebflächen. Ein Hauptteil der süßen Frucht, knapp 73 Prozent, ist dem Weißwein vorbehalten. Davon beansprucht der Riesling die meisten Reben und sorgt bei Weinprämierungen regelmäßig für Furore. Auch im gesellschaftlichen Leben spielt der Wein hier eine große Rolle. Zahlreiche Weinfeste, Straußwirtschaften, Vinotheken und Weinmessen zeugen von dieser Liebe zum Wein. In Worms erlebt das Weinfeiern mit dem Backfischfest und dem dazugehörigen Wonnegauer Weinkeller Ende August seinen Höhepunkt. In Form der Marktwinzer ist er nahezu ganzjährig samstags auf dem Wochenmarkt vertreten. 

Liebfrauenmilch – Ein Wein geht um die Welt

Die bekanntesten Weinanbauflächen in Worms sind das Luginsland und das Liebfrauenstift. Beide Rebflächen befinden sich inmitten der Stadt. Besonders der Wein, der aus dem Liebfrauenstift hervorgeht und unter dem Namen Liebfrauenmilch vermarktet wurde, sorgte dafür, dass die Weinstadt Worms auch weltweit Ansehen genoss. Die 17 Hektar kleine Weinlage um die Liebfrauenkirche herum ist von Mauern umgeben und damit besonders windgeschützt. Wie eine Patronin wacht die zwischen 1267 und 1465 erbaute Kirche über das „Kirchenstück“ und spendet wichtigen Schatten. Die Reben profitieren zudem von dem etwas wärmeren Klima der Stadt und der Nähe zum Rhein. Nachdem der holländische Kaufmann P.J. Valckenberg die städtischen Weinlagen erwarb, begann der den Wein zunächst europaweit zu verkaufen. Insbesondere England, inklusive des englischen Königshauses, erwies sich als freudige Abnehmer. Bald darauf schaffte es der kostbare Tropfen auch nach Amerika, wo er nachweislich im Restaurant des Ritz-Carlton in New York kredenzt wurde. Die Liebfrauenmilch wurde zum Exportschlage und schaffte es sogar in schwindelerregende Höhen. Bei der ersten Weltumrundung des Zeppelins 1929 waren 2 von 10 an Bord angebotenen Weißweinen Wormser „Liebfraumilch“.  Fehlende Gesetze zum Schutze einer Marke führten dazu, dass immer mehr Weinhändler und Winzer begannen, ihren Rebensaft Liebfrauenmilch zu taufen, ohne jedoch den Qualitätsanspruch gerecht zu werden. Weinkontor Valckenberg fügte schließlich die Lage „Kirchenstück“ hinzu und ließ sich diesen Begriff schützen. Wer also einen Wein mit dem Namen „Liebfrauenstift-Kirchenstück“ in der Hand hält, weiß, dass es sich hierbei um das einzig echte Original handelt. 10 Hektar der Flächen werden mittlerweile von dem frisch gegründeten Weingut am Dom bewirtschaftet. Die restlichen Flächen werden von den Wormser Weingütern Spohr, Schembs und sowie dem Gundheimer Weingut Gutzler gepflegt. Bei den Liebfrauenstift-Weinen handelt es sich um Rieslinge, die sowohl trocken als auch lieblich ausgebaut werden.  

Wo kommt eigentlich der Riesling her? Natürlich aus Rheinhessen….

Der bedeutende deutsche Weinbau Historiker Friedrich von Bassermann-Jordan bemerkte in seinem 1907 erschienenen zweibändigen Werk „Geschichte des Weinbaus“, dass die Herkunft der „wichtigsten deutschen Weißweinrebe – des Rieslings“ wohl nie beweiskräftig aufzuklären sein werde. Hartnäckig hält sich bis heute die Theorie, dass der Riesling von der Mosel an den Rhein gelangte. Bassermann-Jordan verweist in seinem Werk allerdings auf eine Literaturquelle von 1857, nach der „die Gegend von Neustadt/Weinstraße nach Worms als Urheimat des Rieslings“ angesehen werde könne. Im „Rebsortenratgeber Rheinhessen“, der 1978 von der Erzeugergemeinschaft Rheinhessischer Rebenveredler herausgegeben wurde, heißt es zum Riesling: „Die Herkunft des Rieslings konnte nicht genau ermittelt werden. Vieles deutet allerdings auf den Wonnegau hin. Der Wonnegau ist wiederum eine südliche Region Rheinhessens, zu der auch Worms gehört. Erstmals wurde im Jahre 1490 eine Rieslinganbaufläche mit einer Größe eines „halben Morgen“ in Pfeddersheim urkundlich erwähnt. Der heutige größte Wormser Stadtteil genoss zur damaligen Zeit eigenständige Stadtrechte und gehört seit 1969 zu Worms.  Ein weiteres Indiz, dass den Riesling noch früher in Worms und Region verortet, will der Autor Dieter Braaz gefunden haben. Wikipedia verweist in einem Eintrag zum Thema Riesling auf dessen „Wine Atlas of Germany“. Darin erklärt der Autor, dass die erste schriftliche Erwähnung der Rebe Riesling und der Stadt Worms bereits auf das Jahr 1402 zurückginge. Einen Beleg für diese Behauptung bleibt er allerdings schuldig. Tatsächlich stammt das älteste Schriftstück, in dem die beliebte Rebe erwähnt wird, aus dem Jahre 1435. Der Verwalter der Burg zur Rüsselsheim vermerkte den Ankauf von Riesling-Setzreben, die man im eigenen Weingarten verpflanzte. Aber wie kamen die Reben in die Opelstadt? Es gibt zwar keine urkundlichen Erwähnungen, allerdings besagt die Legende, dass Graf Johann IV aus dem Geschlecht der Katzenelnbogen, zu dessen Grafschaft auch der besagte Weingarten gehörte, sich 1435 auf Einkaufstour befand. Die führte ihn auch nach Pfeddersheim, wo er Wein kaufte. Ob er dort auch die Setzlinge kaufte, ist indes nicht belegt. 

Wo auch immer der Riesling zuerst seine Wurzeln in die Erde grub, fest steht, dass dieser untrennbar mit Rheinhessen und somit auch mit Worms verbunden ist. Das zeigt bereits der Anteil der Rebflächen. Dieser liegt bei den Weißweinreben bei 18 Prozent. Den zweiten Platz nimmt der etwas weniger glamouröse Müller Thurgau ein. In Weinverkostungen der Feinschmeckermagazine und Blogs sorgen Rheinhessische Riesling regelmäßig für beste Bewertungen. Besonders auffällig ist hierbei die Qualitätsdichte in der selbsternannten „Riesling City“ Nierstein. Entlang der Rheinroute Richtung Mainz gelegen, sind Weine aus der knapp 8.000 Einwohner fassenden Stadt mittlerweile Stammgast in den Top 10. Einen neuen Popularitätsschub erhielt der Riesling zwischenzeitlich durch den amerikanischen Pop Star Pink. Die bekannte sich in einem Interview zu ihrer Riesling-Liebe. Zeit also für die Musikerin sich auf den Weg in die Heimat des Rieslings zu machen. Die geschmackliche Bandbreite der anspruchsvollen Rebe ist enorm und überwältig gut gekühlt nicht nur die Gaumen eines Weltstars. Einen weiteren prominenten Freund Rheinhessischer bzw. Wormser Weine war auch der berühmte französische Schriftsteller Victor Hugo („Der Glöckner von Notre Dame“). Dieser reiste in der Hoffnung, die Orte des Nibelungenliedes kennenzulernen, in die Nibelungenstadt Worms, zeigte sich schließlich enttäuscht von den wenigen historischen Spuren, aber umso mehr begeistert von den Wormser Weinen. Mit seinem schmeichelhaften Zitat: „Wahrhaftig, um drei Gläser Wormser Weines willen würde ich nach Worms kommen“, ziert er den Winzerbrunnen Am römischen Kaiser in der Fußgängerzone. 

Sommer, Sonne, Wein und Worms: Die Wormser Marktwinzer laden ab dem Frühjahr samstags zum entspannten Weingenuss

Die Wormser Marktwinzer, das sind, wie soll es auch anders sein, sechs Wormser Winzer, die im wöchentlichen Wechsel zum gemeinsamen Weingenuss am Rande des Wochenmarktes laden. Zwischen Dom und Dreifaltigkeitskirche ist der Marktwinzer-Treff mittlerweile nicht nur ein Geheimtipp für Marktbummelanten, sondern auch für touristische Gruppen. Sitzplatzgarnituren aufgereiht um den sehenswerten Siegfriedbrunnen laden zum Verweilen ein. Abrunden lässt sich der genussvolle Vormittag durch ein paar Leckereien wie eingelegte Oliven, Spundekäs oder dem unschlagbaren Trio „Weck, Worschd und Woi“. Selbstverständlich frisch gekauft auf dem Wochenmarkt. Zudem ist der Weinstand eine gute Gelegenheit abseits eines Weingutbesuchs ein paar köstliche Weine wahlweise als Souvenir oder für den heimischen Genuss mitzunehmen und in lockerer Atmosphäre mit dem Winzer ein Weilchen zu plauschen. Unerfahrenen Weingenießer sei allerdings geraten, sich in den Sommermonaten gut einzucremen, da der Platz nur wenig Schatten bietet und es unter der Sonne Rheinhessen mächtig heiß werden kann. Im Wechsel bieten die Weingüter Spohr, Weinmann und Klosterhof Lösch aus Worms-Abenheim, Weingut Müsel und Schäfer aus Worms-Herrnsheim sowie Helmut Kloos aus Worms-Horchheim ihre Erzeugnisse an. In den Wintermonaten gibt es zwar keinen offenen Ausschank, aber die Möglichkeit zum Flaschenkauf. Die genauen Termine lassen sich hier entnehmen:

www.weinstadt-worms.de/weinstadt/home/Wormser-MarktWinzer.php

Wormser Weinmesse

Als man vor 16 Jahren die Wormser Weinmesse ins Leben rief, ging es in erster Linie darum, das Thema Wein im Stadtbild deutlich prominenter zu platzieren. Man kann unumwunden sagen, diese Mission ist geglückt. Nachdem man im vergangenen Jahr Corona bedingt absagen musste, hoffen die Veranstalter darauf, die beliebte Weinmesse an zwei Tagen im November dieses Jahr wieder durchführen zu können. Rund 50 Winzer, die meisten aus Worms und ein paar wenige aus dem Umland, laden im stilvollen Ambiente des Tagungszentrums zum Probieren und gemeinsamen Talk über Wein ein. Wahrscheinlich gibt es keinen besseren Ort, um sich über das reichhaltige Weinangebot der Stadt ein Bild zu machen. Themenorientierte Veranstaltungen, wie „Alte Reben“ oder „Wein und Schokolade“ ermöglichen in kleinen Gruppen ergänzend zur Messe ein intensives Eintauchen in die Geheimnisse des Weines. Da die Tickets begehrt sind, lohnt es sich, rechtzeitig sich selbige zu sichern. An der Tageskasse kann es schon mal heißen, leider ausverkauft!

Weitere Infos finden Sie hier: www.worms.de/weinstadt/weinmesse/

Wormser Vinothek – Eine feste Heimat für den Wormser Wein

Seit Anfang des Sommers 2019 hat der Wormser Wein endlich auch in der Innenstadt ein festes Zuhause. In der Wormser Vinothek am Parmaplatz haben sich 16 Winzer mit dem Stadtmarketing Worms e.V. zusammengeschlossen, um dem Weinliebhaber dort 80 ausgewählte Weine zu präsentieren, davon 16 im offenen Ausschank. Die Auswahl ist darauf abgestimmt, eine möglichst umfassende Übersicht über alle wichtigen Rheinhessischen Rebsorten zu gewähren. Mit Blick auf die farbenfrohen Grünanlagen nebst Luther-Denkmal fühlt man sich in Sommermonaten schon mal wie im Urlaub. Mediterrane Geselligkeit ermöglicht schnell das Kennenlernen zuvor fremder Menschen, sodass am Ende eines Vinothekabends auch schon mal neue Freundschaften fürs Leben geschlossen werden. Abgerundet wird der Besuch durch feine kulinarische Leckereine, die natürlich abgestimmt sind auf die Ansprüche der Weine. Wer es alkoholfrei mag, kann auf rundum erfrischenden Traubensaftschorlen zurückgreifen, die natürlich auch von den Winzern kommen. Kleine Konzerte, Lesungen und angeleitete Weinproben gehören ebenfalls zum Angebot. 

Mehr Informationen finden Sie unter: www.wormser-vinothek.de