Wo es Kunst in Worms zu kaufen und zu sehen gibt

Buja alias René Burjack

Werk von Buja alias René Burjack in der Galerie Schauraum

Kunsthandlung Steuer

Seit knapp 100 Jahren ist die familiengeführte Kunsthandlung Steuer in Worms ein verlässlicher Ansprechpartner in Sachen Kunst. Wer den kleinen Laden in der Fußgängerzone betritt, wähnt sich direkt in einer anderen Welt. Rund 600 bis 700 Kunstwerke warten in dem Geschäft darauf, von Kunstliebhabern mit nach Hause genommen zu werden. Die Palette reicht dabei von Originalen regionaler Künstler bis hin zu Originalgemälden bereits international renommierter oder junger aufstrebender Künstler. Und was Vater und Sohn, die gemeinsam mit das Geschäft führen, nicht vor Ort haben, organisieren sie natürlich gerne. Organisieren ist dabei ein gutes Stichwort, denn regelmäßig organisieren Helmut und Matthias Steuer auch Ausstellungen, die mit entsprechenden Vernissagen gewürdigt werden. So gab es zuletzt spannende Werkschauen mit dem bekannten österreichischen Künstler Michael Ferner oder dem deutsch-französischen Künstler Ewen Gur. Im Herbst dieses Jahres (2023) ist bereits die Ausstellung geplant. Dann kommt der Österreicher Klaus Brandner vorbei. Der wohl größte Ausstellungscoup gelang den beiden wohl mit einer eindrucksvollen Werkschau des legendären Markus Lüppertz, der es sich natürlich nicht nehmen ließ, persönlich vor Ort zu erscheinen. Doch nicht nur die große Kunst hat in der Kunsthandlung seinen Platz. Wer außergewöhnliche Geschenkideen sucht, wird dort ebenso fündig. Obendrein gibt es auch eine feine Auswahl an Worms Souvenirs, wie eine „Worms Tasse“, die von dem Künstler Gerhard Hoffmann gestaltet wurde, oder eine 3D-Karte, die es ausschließlich in der Kunsthandlung erhältlich ist. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Adresse: Kämmererstraße 41, 67547 Worms
Telefon: 06241 23890
Öffnungszeiten: 9:30 Uhr bis 12:30 / 14:30 bis 18 Uhr – Samstag 9:30 Uhr bis 15 Uhr

 

Kunst.Lokal

Lange Zeit waren die leerstehenden Geschäftsräume in der Hafergasse nur ein weiterer Baustein im stetigen Wandel der Innenstadt. Seit Juni 2023 dienen die Räume als Begegnungsort für lokale Kunstschaffende und alle, die sich dafür interessieren. Ermöglicht wird der Ort durch das Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstadt“. Dabei ist es den Verantwortlichen wichtig, dass man sich nicht als Konkurrenz zur Kunsthandlung Steuer versteht. Vielmehr möchte man der regionalen Kunstszene einen Ort geben, an denen sie sich einer großen Öffentlichkeit vorstellen können. Kleiner Nebeneffekt ist dabei, dass die Künstler vor Ort ihre Kunstwerke natürlich auch verkaufen können. Ein weiterer Nebeneffekt ist, dass damit zumindest vorübergehend ein weiterer Leerstand verschwunden ist. Ein Problem, das viele Städte plagt. So geht es auch darum, die Fußgängerzone, in diesem Fall die Hafergasse, attraktiver für potentielle andere Mieter und natürlich auch für das Auge der Innenstadtflaneure zu machen. Bei all diesen Überlegungen stehen dennoch die Künstlerinnen und Künstler im Mittelpunkt, die auf zwei Etagen mit ihrer vielseitigen Schaffenskraft beeindrucken. Den Anfang machten vier Künstler, die in und um Worms herum leben: Barbara Schauß (Malerei), Dan Novak (experimentelle Fotografie), Ulrich Koglin (Plastiken) und Sophie Kralenetz (Malerei). Letztere ist zugleich auch als Kuratorin gemeinsam mit Kulturkoordination verantwortlich für die zukünftige Auswahl an Kunstschaffenden verantwortlich. Die Organisatoren werteten die erste Runde schon mal als vollen Erfolg und erklärten in einer Pressemitteilung: „Die Ausstellung sei insgesamt sehr gut besucht, gerade zu Veranstaltungen wie der Kulturnacht oder bei Führungen. Einige Besucher seien sogar extra wegen des kunst.lokals nach Worms gefahren – besonders häufig an den Wochenenden.“ Die Diplom Künstlerin Kralenetz unterstreicht das interessante Konzept der vielfältigen Ausstellung mit den Worten: „Kunst soll dem Publikum Spaß machen und jedes Publikum braucht nun mal Abwechslung. Diese Abwechslung bieten die vielen jungen, noch ungesehenen Talente in Worms. Es gibt viel zu entdecken!“

Geöffnet hat das Lokal am Dienstag und Donnerstag (12 Uhr bis 18 Uhr) sowie Samstag (10 Uhr bis 14 Uhr).
Adresse: Hafergasse 6, 67547 Worms
Telefon: 06241 4824665

Kunstverein Worms 

Flaniert man durch das Nibelungenstädtchen und erzählt einem Bekannten, dass man gerade auf dem Weg zum Kunstverein ist, kann es auch nach 20 Jahre noch passieren, dass die Antwort lautet: „Ah ja, die in der Prinz Carl Anlage“. Aber dieser Weg führt natürlich zum Kunsthaus und nicht zum Kunstverein. Also Vorsicht! Während das Kunsthaus ein Forum für Wormser Künstler ist, die dort Ateliers betreiben, versteht sich der Kunstverein laut Satzung als gemeinnütziger Verein, der mit idealistischem Anspruch und ehrenamtlichen Engagement die Pflege und Förderung zeitgenössischer Kunst betreibt. Bildende Künstler/innen fördern und das Interesse an der Kunst zu wecken, das ist seit 2001 das zentrale Ziel des Vereins. Und wie er das macht, das hat der Verein in den letzten 20 Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt. In Zahlen heißt das, dass man in diesen zwei Jahrzehnten rund 100 Ausstellungen mit mehr als 200 Künstlern präsentieren konnte. Pro Jahr lädt der Verein zu vier bis fünf Ausstellungen, die natürlich standesgemäß mit zumeist gut besuchten Vernissagen eröffnet werden. In der Metropolregion Rhein-Neckar hat sich der Verein längst als wichtiger Ausstellungsfläche für moderne Kunst etabliert. Der Kunstverein befindet sich seit 2008 in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Küchenstudios in der Renzstraße. Noch heute zeugen die anonym wirkenden weiß geflieste Boden und die ebenso weiß gestrichenen Wände von der Vergangenheit. Dennoch erweist sich die Sterilität der Räume auch als gelungenes Gegenstück zu stilistisch wechselhaften Ausstellungen. Anders gesagt, der Raum lenkt nicht von der Kunst hab. 

Angefangen hatte die Geschichte des Vereins im Jahre 2002. Den entscheidenden Impuls gab der Kaufmann Hartmuth Lohrum. Mit dem Wormser Künstler Mo Magic alias Matthias Mayer, der heute in Berlin lebt, fand Lohrum auch schon bald einen wichtigen Mitstreiter. Gründungsmitglied Dr. Klaus Michael Döll fühlt sich trotz fortgeschrittenen Alters immer noch der Kunst verpflichtet und lässt es sich bis heute nicht nehmen, als Vereinsvorsitzender bei den Vernissagen aufklärende Worte zu finden. Die Ausstellungen pendeln dabei zwischen jungen Künstlern, die am Anfang ihrer Karriere stehen und etablierten, die bereits auf eine eindrückliche Werkschau blicken können. Einmal im Jahr zum Zeitpunkt der Nibelungen-Festspiele im Sommer verknüpft der Verein seine Ausstellung mit selbigen Festspielen. Begleitend zu den Ausstellungen organisiert der Verein auch immer wieder Workshops und / oder Künstlergespräche.

Vor-Weihnachtlicher Kunstmarkt im Kunstverein 

 Im Dezember hält der Verein für kunstbegeisterte noch ein besonderes Event bereits. Bares für Rares heißt es dann, wenn der Kunstmarkt im Dezember an zwei Wochenende zur Schnäppchenjagd für Kunstsammler lädt. Das Angebot reicht vom Schnäppchen für 10 Euro bis zum sammelwürdigen Werk von mehreren 1.000 Euro. Zum Verkauf stehen klassische Malerei auf Leinwand, Papierarbeiten wie Grafik, Radierung oder Lithografie, hinzukommen moderne Fotografie, kleine Silberwaren oder exquisites Porzellan. Werke unterschiedlicher Stile und Epochen sind vertreten.

Link: https://kunstverein-worms.de/

Kunsthaus Prinz Carl-Anlage

Das Kunsthaus Worms bietet auf 2.500 m² Fläche, verteilt auf vier Etagen, rund 39 Ateliers sowie gesonderte Galerieräume. Besucher können sich an Tagen der „Offenen Werkstatt“ umschauen oder Ausstellungen, Workshops & Kurse besuchen. Das Portfolio ist dabei so bunt wie das Leben und reicht von klassischen Gemälden, über moderne Fotografie bis hin zur Webkunst und mehr. Eines der prominentesten Ateliers ist dabei die Kunstwerkstadt der Wormser Lebenshilfe, das Atelier Blau, das von dem renommierten Künstler Horst Rettig geleitet wird. Der Gedanke, ist die Inklusion zwischen behinderten und nicht behinderten Kunstschaffenden. Dieser fruchtbare Austausch, der in Europa seines Gleichen sucht, findet im geschützten Umfeld des Wormser Kunsthauses statt. Das Atelier kann mit Voranmeldung besucht werden und natürlich können die spannenden Kunstwerke käuflich erworben werden. Zu den Werken zählen nicht nur großflächige Gemälde, sondern auch Skulpturen oder Dinge des Alltags, wie Tassen oder Teller, die von den Kunstschaffenden des Atelier gestaltet wurden. . Ein Besuch, der sich auf jeden Fall lohnt. Eine gesonderte Homepage für das Kunsthaus gibt es nicht. Jeder Ateliermieter ist hierbei eigenverantwortlich. Einmal im Jahr lädt das Kunsthaus zu einem Tag der offenen Tür, bei dem auch die Möglichkeit besteht, Werke der dort arbeitenden Kunstschaffenden zu erwerben. 

Adresse: Prinz-Carl-Anlage 19, 67547 Worms
Homepageadresse Atelier Blau: https://www.atelierblau.com/

Galerie Schauraum

Auf der Homepage der Stadt Worms wird diese Galerie als Kunststätte für die freie Kunstszene beworben. Tatsächlich könnte man die Galerie, die auf dem Gelände der Fabrik e.V. gelegen ist, als alternativen Gegenentwurf zum etwas konservativeren Kunstverein betrachte. Untergebracht in einer ehemaligen Fabrikhalle verströmt der Schauraum eine gewisse archaische Aura, die zugleich den alternativen Anspruch unterstreicht. Michael Mahla, der die Ausstellungen kuratiert, bezeichnet selbst den Schauraum gerne als Ort, an dem man auch ohne Diplom ausstellen kann. Hier steht das Talent im Vordergrund und nicht der Titel! Nicht wenige erfolgreiche Künstler starteten ihre Laufbahn mit einer Ausstellung in diesem kleinen, aber feinen „Forum für Kunst und Kultur“, das seit 1993 die Wormser Kulturlandschaft bereichert. Dazu gehören zwischenzeitlich renommierte Künstler wie Buja alias René Burjack mit seiner eindrücklichen Streetart Kunst. Bujas Werk ziert auch den Eingangsbereich des Wormser Kunstvereins. Dort zeigt ein großflächiges Wandgemälde, wie man mit Hilfe eines Smartphones Kunst einmal ganz anderes erleben kann. Einfach das Wandbild fotografieren und Sie werden überrascht sein…

Nicht wenige Künstler, die im Laufe der Jahre im Schauraum ausstellten, lebten auch eine Zeitlang auf dem Gelände, auf dem es noch mehr zu entdecken gibt. Neben dem Schauraum finden sich dort auch vereinzelt Ateliers und vor allem auch Wohnungen. Die Fabrik wurde 1979 als alternatives Wohnprojekt ins Leben gerufen.  

Adresse: Zornstraße 11a, 67549 Worms
Web: https://galerie-schauraum.de/
Öffnungszeiten während der Ausstellungen: Sa und So: 19 Uhr bis 21 Uhr

Museum Heylshof

Das Museum Heylshof – eines der führenden Kunstmuseen in Rheinland-Pfalz – beherbergt die größte private Kunstsammlung des späten 19. Jahrhunderts, die in Deutschland an ihrem Ursprungsort im ursprünglichen Zustand erhalten ist. Ergänzt wird die exquisite Sammlung durch feinstes Frankenthaler Porzellan, Gläser, Keramik, Glasmalerei und Kleinplastik sowie wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Kunst.

Adresse: Stephansgasse 9, 67549 Worms
Telefon: 06241 22000
Link: https://www.heylshof.de/

Das Wormser Kulturzentrum (Ausstellungsfläche)

„Das Wormser“ ist der Name des städtischen Kultur- und Tagungszentrums. Was anfangs mit dem Artikel „Das“ nach einem grammatikalischen Stunt klingt, soll lediglich der Hinweis auf die Vielfalt dieses Hauses, also „Das Wormser Kulturzentrum, Tagungszentrum etc. Zudem versteht sich das Zentrum als Haus für alle und für alles. Das heißt, dass hier nicht nur Tagungen, Konzerte und Theater stattfinden, sondern, dass sich hier auch Raum für Kunst findet. Wichtig ist die Begegnung mit und die Vermittlung von Kunst. Unter dem Titel „Kunst im WORMSER“ wird Kunst aus und über Worms gezeigt. Das ganze Jahr über stellen lokale und regionale Künstler sowie Veranstalter im oberen Foyer des Neubaus aus. Im monatlichen Wechsel finden hier also 12 Ausstellungen pro Jahr statt, die natürlich mit entsprechenden Vernissagen gefeiert werden. Der Eintritt zu den Ausstellungen ist frei. 

Adresse: Rathenaustraße 11, 67549 Worms
Telefon: 06241 2000450
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 Uhr bis 18 Uhr
Homepage: https://www.das-wormser.de/das-wormser/index.php

Ein besonderes Rahmenprogramm für besondere Festspiele

Während das Hauptprogramm der Festspiele der Stück alleine gehört, das in diesem Jahr auf den Namen „BRYNHILD“ hört (siehe dazu meinen Text), finden sich im begleitenden Kulturprogramm immer wieder kleine Perlen der Live Musik oder des Theaters, die es verdient haben, beachtet und besucht zu werden. Eine unausgesprochene Tradition ist es hierbei, dass immer wieder Künstlerinnen und Künstler, die in den vergangenen Jahren im Hauptstück mitspielten, im Rahmen des Kulturprogramms zurückkehren, mit Ausnahme der „Theaterbegegnungen“, die ganz im Zeichen des aktuellen Stücks stehen.

Nachfolgend habe ich für Sie die Highlights in diesem Jahr kurz zusammengefasst:

Theaterbegegnungen am 9. Juli 2023 um 11 Uhr im Heylshofpark

      Es ist die erste Veranstaltung, die im Kulturprogramm jeden ersten Sonntag nach der Premiere im traumhaft schönen Ambiente des Heylshofpark Open Air am Sonntagmorgen stattfindet. Moderiert von den  namhaften Filmkritiker Rüdiger Suchsland, stehen an diesem Vormittag Intendant Nico Hofmann, die Autorin sowie der künstlerische Leiter Thomas Laue Rede und Antwort. Dabei äußern sie sich zu den ersten Reaktionen des Publikums auf das Stück, geben spannende Einblicke in den Entstehungsprozess und reflektieren Inhalt und Botschaften des aktuellen Stücks. Die zentrale Frage in diesem Jahr lautet: „Wer bestimmt darüber, wer wir sind?“.  Aufgelockert wird dieser Vormittag durch Live Musik, bei der in der Regel Musiker der aktuellen Inszenierung auftreten. Für mich persönlich ist es die schönste Veranstaltung im Umfeld der Festspiele, da sie zum einen spannende Einblicke gewährt und es nur wenige Möglichkeiten gibt, an einem Sonntagmorgen Kultur derart entspannt präsentiert zu bekommen. 

„Offene Zweierbeziehung“

am 14. Juli – ein Theaterstück mit Alexandra Kamp und Miguel Abrantes Ostrowski im Lincoln Theater

Die Schauspielerin Alexandra Kamp kann man mittlerweile getrost als Dauergast in Worms bezeichnen. Im Hauptstück der Nibelungen-Festspiele trat sie zuletzt 2016 in dem von Albert Ostermaier verfassten Stück „Gold – Der Film der Nibelungen“ auf. Seitdem besuchte sie mit wechselnden Theaterstücken, wie der Theateradaption des Films „Eine verhängnisvolle Affähre“, die Nibelungenstadt. Im Kulturprogramm gastiert sie nun mit dem Zweipersonenstück „Offene Zweierbeziehung“ im Lincoln Theater. Die sympathische Schauspielerin spielt in dem Stück eine Frau, deren Ehe sich in der Krise befindet. Das Duo verspricht eine turbulente Komödie, die bereits von der Kritik vielfach gelobt wurde. 

„Witwendramen“

am 15 Juli – eine „Szenische Lesung“ mit Katharina, Anna und Nellie Thalbach im Wormser Theater 

Über die Familie Thalbach muss man wahrscheinlich nicht viel sagen. Gehört diese doch zu den führenden Schauspielerdynastien in Deutschland. Gleich drei Generationen treffen sich in diesem im Wormser Theater zur „Szenischen Lesung“. Der Autor Fitzgerald Kusz kümmert sich in seinem „Witwendrama“ um die Befindlichkeit von Witwen und hat sich hierbei seine heiteren, ironischen und traurigen Gedanken gemacht und sie zu Witwendramen zusammengefügt. Vorgetragen von den drei großen Thalbach Frauen dürfte der Abend ein unterhaltsamer Theatergenuss werden. 

Genija Rykova und Band

am 18. Juli im Wormser Theater

Die Schauspielerin Genija Rykova schlüpfte im vergangenen Jahr in die Rolle von Brünhild und bewies im Angesicht der damaligen „Wasserbühne“ außerordentliche Qualitäten als „Wassernixe“. In diesem kehrt sie nach Worms zurück, um von ihren musikalischen Qualitäten zu überzeugen. Gemeinsam mit ihrer Band präsentiert sie unter dem Titel „A Woman’s World“ Songs von starken Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts wie Nina Simone, Ella Fitzgerald und anderen.

Kindertag

am 16. Juli im Heylshofpark

Kindertheater, verzauberte Wesen und jede Menge Spaß und Spiel: Der Kinder- und Familientag lädt im wunderschönen Heylshofpark am Wormser Dom zum Mitmachen ein – es wird gebastelt, gespielt und mit Glitzer-Tattoos verziert. Erstmals findet die Veranstaltung wieder ohne coronabedingte Einschränkungen statt. Der Eintritt ist frei, es müssen keine Tickets im Vorfeld reserviert werden.

Die Eintrittspreise, Zeiten und weitere Informationen zum Kulturprogramm finden Sie hier: https://www.nibelungenfestspiele.de/nibelungenfestspiele/2023/Programm/Kulturprogramm-2023.php

Zeit genießen im Heylshofpark während der Nibelungen-Festspielen 

Als befände man sich plötzlich inmitten einer anderen, märchenhaften Welt…so fühlt sich ungefähr ein Besuch während der Festspiele im wohl schönsten Theaterfoyer Deutschlands an. Um abends in diesem Welt abzutauchen, benötigt man noch nicht einmal eine Theaterkarte, denn auch „Flaneure“ oder Genussmenschen haben Zutritt zum Park. Hierfür benötigt man allerdings eine Flanierkarte. Die sind zwar mit 4 Euro nicht unbedingt günstig, entschädigen dafür aber mit Live Musik, die es vor dem Stück und während der Pause zu hören gibt, sowie mit dem stilvollen Ambiente, das besonders in der Dunkelheit zum Tragen kommt, da der Park geschmackvoll illuminiert ist. Eine breite Auswahl und Speisen und Getränke sorgen zudem für einen passenden Genuss. Mein persönlicher Lieblingsort während dieser Zeit ist hierbei die Weinlounge, in der ausschließlich Wormser Winzer ihre Weine anbieten. In diesem Jahr bedeutet das, zwischen zehn edlen Tropfen wählen zu können. Der Heylshofpark öffnet um 17:30 und schließt um 1 Uhr. Wer ein stilvolles Dinner genießen möchte, kann im Heylshofpark ebenfalls fündig werden. Unter dem Namen „Dinner im Park“ gibt es an jedem Abend ein mehrgängiges Menü vom exklusiven Festspiel Caterer „Gauls Catering“ ab 18 Uhr. 

Weitere Informationen zu Flanierkarten, Dinner im Park etc. finden Sie hier: https://www.nibelungenfestspiele.de/nibelungenfestspiele/2020/Arrangements-Auswahlseite-2020-2021/index-2020-2021.php?navid=199481199481

Alle abgebildeten Fotos sind mit freundlicher Genehmigung der Nibelungen-Festspiele – vielen Dank!

Geballte Frauenpower, Bodybuilder Drachen und ein Stargate

Was erwartet die Zuschauer bei den diesjährigen Nibelungen-Festspielen und dem Stück „BRYNHILD“

Wenn der Frühling in Worms in voller Blüte steht, ist das zugleich auch ein untrügliches Zeichen dafür, dass in meiner Heimatstadt sich die Nibelungen-Festspiele auf die große Premiere am 7. Juli vorzubereiten. Wie unter Intendant Nico Hofmann üblich, wird auch in diesem Jahr eine Uraufführung auf die Bühne an der Nordseite des Wormser Doms gebracht. „BRYNHILD“ ist der Name und wurde verfasst von der erfolgreichen Autorin Maria Milisavljević.

Damit ist es im Übrigen erstmals eine Frau in der 20 Jährigen Geschichte der Festspiele, die Schreiberische Verantwortung trägt. Das ist interessant, da im Zentrum des Nibelungenliedes zwei starke Charaktere stehen, denen von männlicher Seite Gewalt widerfährt. In den vergangenen Jahren gab es bei den Festspielen zwar immer wieder die Auseinandersetzung mit diesem Schlüsselthema der Nibelungensage, allerdings stets geschrieben aus der zwangsläufig männlichen Perspektive eines eben männlichen Autors. Das ist per se nicht verkehrt und führte mitunter zu interessanten Beitragen wie „Siegfrieds Erben“ von Feridun Zaimoglu und Gerhard Senkel. Damals dachte das Autorenduo die Geschichte weiter und beschäftigte sich mit der Frage, was eigentlich aus Brünhild wurde, nachdem die Burgunder sich zu Kriemhild und Etzel aufmachten und einem Gemetzel untergingen. Auch die Autorin Milisavljević stellt Brühnhild in den Mittelpunkt der Geschichte. Sie reist allerdings ganz zurück zu den Anfängen und bedient sich der nordischen Mythologie, genauer gesagt der Lieder Edda. Dort heißt Brünhild Brynhild, lebt als Tochter von Odin und Frigga auf Isenland. 

Liederedda statt Nibelungenlied

Bei einem Pressegespräch, das ich im Rahmen meiner Arbeit für das WO! Magazin besuchte, erklärte die Autorin, dass in der Lieder Edda die Geschichte zwischen Brynhild und Sigurd eine Leerstelle sei, die sie nun füllen möchte. Sigurd, das ist Siegfried und der ist wie in der germanischen Variante ein schwertschwingender Hitzkopf, der behauptet, einen Drachen erschlagen zu haben. Wer nun allerdings eine mythologisch aufgeladene Liebesgeschichte zwischen zwei kraftstrotzenden Charakteren erwartet, hat natürlich die Rechnung ohne die Festspiele gemacht. Im Gegensatz zu solch familientauglichen Festspielen wie jene mit Winnetou oder Klaus Störtebeker, fühlen sich die Nibelungen in Worms mehr wie der klassische „Jedermann“ an, verdammt dazu, immer wieder das eigene tragischen Schicksal zu verhandeln. In Worms bedeutet das im Sommer, dass die Regisseurin Pinar Karabulut nicht nur bildgewaltiges Freilufttheater inszenieren möchte, sondern auch Fragen stellt. So erklärte sie unlängst bei dem Beginn der Proben am 19. Mai: „Was ich so spannend finde: Wie erzähle ich eine Geschichte neu, die so im kulturellen Gedächtnis festgeschrieben ist?“ Oder ist sie so festgeschrieben, dass sie immer wiederkehrt wie ein Alptraum?” So findet sich die isländische Göttertochter Brynhild in dem Zwiespalt zwischen Tradition und Selbstermächtigung wieder. Karabulut dazu: „Kann sie als Frau, als weiblich gelesener Körper, aus ihrer Rolle ausbrechen? Schafft sie es allein? Wer ist stärker: Sie oder die Geschichte?”

Bei der Pressekonferenz der Festspiele hatte ich zudem die Möglichkeit, die quirlig sympathische Regisseurin, die derzeit zu den gefragtesten Theatermacherinnen und –macher im deutschsprachigen Raum gilt, über ihre Pläne zur Inszenierung zu befragen:

ANDREAS STUMPF

Foto: @ Andreas Stumpf

WO! Sie inszenieren vor dem Wormser Dom. Was bedeutet es, solch eine Bühne in Szene zu setzen?

Ich habe tatsächlich bisher nur eine Open Air Inszenierung gemacht. Das war eine Oper. Aber das war nicht ansatzweise so groß, wie das hier in Worms sein wird. Meine Bühnenbildnerin Michela Flück und ich hatten dennoch nie Angst vor der Größe der Bühne. Mein erster Gedanke war, wie können wir es machen, Dinge von oben in das Bild einfügen zu können? Können wir einen Kran anmieten? Dann hieß es allerdings direkt, das geht nicht. Die Frage, die wir uns letztlich stellten, war, wie können wir neue Mittel und Wege finden, diesen Abend zu gestalten.

WO! Das heißt, im Theater haben Sie den Vorteil der Ausstattung und hier die Herausforderung der Natur?

Ja, genau. Das ist der Aspekt, auf den ich mich am meisten freue. Ich kann mich nur eingeschränkt auf die übliche Theatertechnik verlassen, da die Natur das Wetter vorgibt. Wir müssen also die komplette Psychologie dieses Abends anders lenken Das ist die Herausforderung, auf die ich mich freue. Die schiere Größe der Bühne ist nur Einladung, dass ich noch mehr zeitgleich auf der Bühne machen kann (lacht).

WO! In einem Interview sprachen Sie davon, dass Sie inszenatorisch Sehgewohnheiten untergraben möchten. Was bedeutet das genau?

Das ist tatsächlich einer meiner Hauptantriebspunkte in meinem Beruf. Kunst sollte für mich etwas wahnsinnig Befreiendes sein, was den Menschen beflügelt. Wenn ich zum Beispiel in ein Museum gehe und ein Bild anschaue, will ich, dass das was mit mir macht und wenn ich es gedanklich mit nach Hause nehme, es mich in eine andere Welt transportiert, bevor ich mich wieder an den Schreibtisch setze. Ich finde es wiederum schade, dass im deutschsprachigen Raum im Theater immer wieder erzählerische Regeln gelten, die unbedingt eingehalten werden müssen. Demensprechend ist es oftmals so, dass das Publikum bereits mit der Erwartungshaltung ins Theater geht, dass die Geschichte genau so erzählt werden soll. Aber das Leben ist nicht so. Das Leben ist viel verrückter. Teilweise sind wir auf den Theaterbühnen viel braver, als das eigentliche Leben spielt.

WO! Birgt das nicht auch die Gefahr, dass das Publikum mit zu viel Neuem überfordert ist?

Ja, das ist mir bewusst und ich weiß, dass die Gefahr besteht, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer sich verschließen.

Das komplette Interview können Sie hier lesen: www.wo-magazin.de

Das Neue, das ist bei den Festspielen in diesem Jahr nicht nur die kreative weibliche Doppelspitze aus Autorin und Regisseurin, sondern ein durchaus diverser Ansatz, der auch vor einem Rollenwechsel der Geschlechter nicht Halt macht. So wird der Darth Vader der germanischen Vokssagen, Hagen von Tronje, vom einäugigen grummeligen Familienbeschützer zum dunkelhäutigen Protagonisten gespielt von der Schauspielerin Ruby Commey. Sigurd wird gespielt von Bekim Latifi und Frigga, Odins Gattin, von der vielseitigen Künstlerin Parisa Madani. Der in Togo geborene Schauspieler Bless Amada schlüpft wiederum in die Rolle des nordischen Göttervaters Odin. So weit, so bunt! Während im Kino derzeit die Diverse-Emanzipation nicht ohne Kritik und Kassenverluste voranschreitet, ist im Theater das Umdeuten von Geschlechterrollen schon längst eine Normalität, wenn ich auch im Falle von „BRYNHILD“ attestieren muss, dass es für die primär eher konservativ ausgerichteten Festspiele ein sicherlich nicht uninteressantes Experiment ist. 

Wer sind eigentlich die Darsteller/Innen?

Parisa Madani entstammt deutsch-persischen Eltern und arbeitet heute als Sängerin, Schauspielerin und bietet experimentelle Traummeditationen an. Bless Amada wurde wiederum in Togo geboren. Mit zehn Jahren zogen seine Eltern nach München. Dort absolvierte er an der renommierten Otto-Falckenberg-Schule seine Schauspielausbildung. In den letzten zwei Jahren spielte er in zahlreichen TV Serien mit. In München studierte auch der deutsch-albanische Schauspieler Bekim Latifi. Latifi arbeitete viele Jahre am Thalia Theater und aktuell spielt er für die Münchner Kammerspiele. Die Mainzerin Şafak Şengül ist auf vielen Bühnen zuhause und spielte 2020 auch in dem vielbeachteten Kinofilm „Rabiye Kurnaz vs. George W. Bush von Andreas Dresen mit. Einen festen Platz im skandinavischen Fernsehkrimi hat der Däne Jens Albinus. So war dieser in den vergangenen Jahren in Serien wie „Kommissarin Lund“, „Der Adler“ und „Borgen“ zu sehen. Ebenfalls zur Besetzung gehören Laina Schwarz, die ebenfalls ein gern gesehener Gast in TV Krimis ist und zuletzt in den Serien „Marie Brand“, SOKO Wismar“ und „Der Staatsanwalt“ mitspielte. So abwechslungsreich wie die Namen der Serien sind auch ihre Engagements auf Deutschlands Theaterbühnen. Simon Kirsch ist ein vielgefragter Theaterdarsteller, der in den vergangenen Jahren an Bühnen wie der Wiener Burgbühne, dem Schauspielhaus Zürich oder am Thalia Theater in Hamburg brillierte. Ruby Commey erspielte sich ihren guten Namen überwiegend an Berliner Bühnen. International bekannt wurde die dunkelhäutige Schauspielerin durch das Musikvideo Deutschland, das die Band Rammstein im März 2019 veröffentlichte und in dem sie die Germania spielt. In der titelgebenden Rolle der Brynhild tritt wiederum Lena Urzendowsky auf. Urzendowsky gibt in Worms ihr Theaterdebüt. Vor der Kamera hat sich die 23 Jährige bereits einen Namen gemacht und spielte die Hauptrolle in der viel diskutierten Amazon Prime Serie „Zoo“ mit, die auf der Autobiografie „Christiane F. Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ basiert. Ebenfalls in den 70er Jahren beheimatet und ebenfalls für Amazon Produziert, spielte die Berlinerin auch in der Serie „Lude“ eine wichtige Rolle. 

Ein Special Guest als Drache

Eigentlich soll laut Intendant Hofmann das Ensemble der Star sein, oder wie er es auf der Pressekonferenz erklärte: „Wir wollen weg vom stargetriebenen Ensemble!“ Doch so ganz kann man auch 2023 nicht die Hand von prominenten Namen lassen. Als Special Guest gehört in diesem Jahr der Bodybuilder Ralf Moeller („Gladiator“, Serie „Conan“) zu der Besetzung. Ein Name, der auf den ersten Blick aus dem Rahmen fällt, aber letztlich auch interessant ist. Moeller wird zwar nicht live auf der Bühne stehen, allerdings wird seine Erfahrung vor der Kamera miteinbringen, denn Moellers Szenen werden im Odenwald gedreht und später per riesiger LED Leinwand bei den Festspielen in das Stück integriert. Der Mann, mit dem eindrücklichen Körperproportionen und Dauerkumpel von Arnold Schwarzenegger spielt in dem Stück „BRYNHILD“ den Drachen Fafnir (!). Wie genau das aussehen wird, ob Moeller als Drache geschminkt durch den Odenwald robbt, nur seine Stimme leiht oder gar kein Drachen im eigentlichen Sinne ist, dieses Geheimnis wird natürlich erst zur Premiere gelüftet.

Wo Festspiele sind, muss auch ein bisschen Spektakel sein

Zwar betonen alle Verantwortlichen stets den künstlerischen Anspruch, aber auch dieser muss sich dem Diktat des Sommerspektakels unterwerfen, denn die Festspiele wollen nicht nur zur intellektuellen Auseinandersetzung einladen, sondern auch ein Stückweit das Publikum überwältigen. Im Grunde braucht es zwar nur den Blick auf den übermächtigen Dom, um zu überwältigen, aber da das alleine reicht nicht, um über die drei Stunden der Aufführung zu fesseln. Gemeinsam greift man tief in die Trickkiste, um eine „neo-futuristische“ Welt zu schaffen, wie es die Regisseurin beschreibt. Bei einem Pressegespräch im Herbst 2022 sprach Regisseurin Karabulut davon, das Bühnenbild lila zu gestalten. Tatsächlich zeigen erste Visualisierungen eine lila Wüste vor einer riesigen Videoleinwand, die zugleich wie ein Portal wirkt. Die Figuren auf der Bühne können durch dieses Stargate äh Portal Zeiten durchschreiten, von der Antike bis zur Zukunft. Die Videokünstlerin und Filmemacherin Susanne Steinmassel wird dieses Portal ins rechte Licht rücken, aber auch Karabulut tatkräftig bei den Dreharbeiten der filmischen Szenen unterstützen. Die Bühnenbildnerin Michela Flück verspricht eine neuartige Welt vor dem Dom. Eine, die die Epochen vereint. „Der Dom wirkt wie eine Halluzination in der dystopischen Welt, in der wir das Leben von Brynhild ansiedeln“, sagt die aus Zürich stammende Bühnenbildnerin über ihr Werk. „Eine zeitlose Landschaft umgibt den Wormser Dom: Fragmente einer antiken Ausgrabungsstätte, verschüttet unter Sand, kein Meer in Sicht“, erklärt sie weiter. Ein Spektakel für die Ohren verspricht der Musiker Daniel Murena, der gemeinsam mit Martin Tagar und Oliver Bersin für die Bühnenmusik verantwortlich sein wird, die live zur Aufführung gespielt wird. Murena ist ein spannender Komponist, dessen Wurzeln im Pop und Rock liegen, aber sich auch in der Avantgarde heimisch fühlt. Gemeinsam mit klassischen Kompositionsansätzen, aufgefüllt mit Horror Sound und Industrial Effekten, verpasste der Musiker bereits etlichen Theaterstücken seit 2006 den richtige Sound und dürfte auch im Kontext der Festspiele ein ungewöhnliches Musikgewand in den Nachthimmel von Worms zaubern. 

Nach 20 Jahren Nibelungen-Festspielen ist es eigentlich erstaunlich, wie viel Facetten man diese 800 Jahre alte Geschichte immer noch abgewinnen kann. In diesem Jahr ist es neben der weiblichen Perspektiven auch wichtig, ein junges Team vor dem Dom zu versammeln, verbunden mit der Hoffnung, das historische Erbe dieses großartigen Stoffes auch jüngeren Menschen näher zu bringen. Das kann nur gut sein, denn schließlich sind die Nibelungen auch ein Lehrstück darüber, wie Gier, Hass, Neid und vor allem Macht alle ins Verderben führen kann. Ich jedenfalls freue mich auf das Stück „BRYNHILD“. Fehlt nur noch das passende Wetter dazu, aber das gibt es in Worms meistens gratis obendrauf. 

Die Festspiele finden in der Zeit vom 7. Juli bis 23. Juli statt.

Weitere Informationen rund um die Festspiele finden Sie hier: https://www.nibelungenfestspiele.de/nibelungenfestspiele/

Bühnenbild „BRYNHILD“, Foto: @ Nibelungen Festspiele

Das Wormser Kultur- und Veranstaltungsjahr 2022

Das Worms reich an Kultur und Geschichte ist, darauf habe ich in diesem Blog schon mehrfach hingewiesen. Doch Geschichte will auch gelebt werden! Ganz in diesem Sinne finden sich in Worms zahlreiche Feste und Kulturveranstaltungen, die mit der 2000 jährigen Stadthistorie verknüpft sind. Neben diesen, sagen wir mal Nischenveranstaltungen wie „wunderhoeren“, gibt es in der Stadt aber auch zahlreiche Veranstaltungen, die Jung und Alt gleichermaßen erfreuen können. Dazu gehört natürlich das größte Wein- und Volksfest am Rhein, das Backfischfest. Wer musikalische Zerstreuung sucht, dürfte bei Jazz & Joy gut aufgehoben sein und wer lieber sich mit der Wormser Weinkultur beschäftigen möchte, bekommt ebenfalls einiges geboten. Nachfolgend habe ich für interessierte Worms Besucher eine kleine Übersicht der wichtigsten und interessantesten Festen / Veranstaltungen erstellt und praktischerweise die dazugehörigen Links eingefügt:  

Vino et Musica vom 26. bis 28. Mai im Weingut Helmut Kloos

Helmut Kloos ist ein echtes Wormser Original. Nicht nur dass er der erste Winzer in der Nibelungenstadt war, der bereits in den frühen 90er Jahre seinen Betrieb auf ökologischen Weinanbau umstellte, vielmehr steht sein Name auch für Kultur und eine verschmitzten, oftmals skurrilen Humor. Beides begegnet einem bei einem Besuch des beliebten Hoffestes Vino et Musica. Neben der Jahrgangspräsentation der 2021er Weine, bietet der Winzer am Christi Himmelfahrt Wochenende ein abwechslungsreiches Musikprogramm zwischen Folk, Rock und Weltmusik. Eröffnet wird das Programm am Feiertag mit einer Weinprobe. An drei Abenden verwandelt sich schließlich das kleine Weingut in einer Open Air Konzert Arena. Selbstverständlich werden zu allen Programmpunkten kleine pfälzische und rheinhessische Köstlichkeiten von deftig bis leicht gereicht. Wer mehr von Helmut Kloos hören und schmecken möchte, hat in der Adventszeit auf der Nibelungen Weihnacht dazu die Gelegenheit. Dort betreibt er regelmäßig seine Glühweinbude, die ebenfalls von einem unterhaltsamen Programm inklusive eines Einhorn Karussells begleitet wird. 

Weitere Infos: www.weingut-kloos.de


Wormser Pfingstmarkt vom 3. bis 11. Juni auf dem Festplatz

Der Wormser Pfingstmarkt ist eine eigenwillige Hybridveranstaltung aus Jahrmarkt und Gewerbeschau. Auf dem Jahrmarktsteil, der auf der südlichen Hälfte des Festplatzes untergebracht ist, findet man die übliche Mischung aus Fahrgeschäften, Imbissstände, Gartenwirtschaften und Jahrmarktsbuden. Auf der nördlichen Hälfte ist wiederum die Messe untergebracht. Ungefähr 100 Aussteller teilen sich dort die rund 6.000 Quadratmeter große Fläche. Ein Großteil ist in Zelten untergebracht. Das Angebot reicht von Polstermöbeln bis hin zu Ersatzteilen für den Swimmingpool oder den neuesten Staubsauger. Auf der Freifläche präsentieren sich wiederum verschiedene Autohändler mit ihren neuesten Modellen. Erstmals wird es in diesem Jahr auch eine Wormser Händlermeile geben. Der Eintritt zur Gewerbeausstellung und zum Jahrmarkt ist frei. Während der Jahrmarkt bis 23 Uhr geöffnet ist, schließt der Gewerbeteil bereits um 21 Uhr. Im Übrigen hat selbst der Wormser Pfingstmarkt einen historischen Hintergrund. Da die Stadt durch Kaiser Friedrich II. bereits 1243 Marktrechte verliehen wurden, war es den Wormsern nun möglich, in der Zeit nach Ostern für zwei Wochen einen Jahrmarkt abzuhalten. Sein heutiges Gesicht erhielt der Markt wiederum 1972.

Infos: www.wormser-pfingstmarkt.de


Spectaculum vom 27. Bis 29. Mai im Wormser Wäldchen

Nachdem Mittelalterfreunde in den vergangenen zwei Jahren coronabedingt auf das bunte Treiben am Fuße des Äschebuckels verzichten mussten, soll der beliebte Mittelaltermarkt in diesem Jahr wieder seine Rückkehr feiern. Der Markt ist der größte in Deutschlands Südwesten. In normalen Zeiten finden rund 20.000 Menschen den Weg zu dem Mittelaltermarkt inmitten des Wormser Wäldchens. Geboten wird eine Mischung aus Händlermeile, selbstverständlich mit mittelalterlichen Produkten, Gauklermarkt, Open Air Festival (es gibt zwei Bühnen) und einem Zeltlager für Gewandete. Zudem werden publikumstauglich Feldschlachten inszeniert und Duelle mit Schwert und Morgenstern ausgetragen. Wer sich näher für die Lebensweise in mittelalterlichen Tagen interessiert, kann bei den verschiedenen Workshops fündig werden. Die meisten sind kostenfrei. Mittelalterliche Gewandung ist willkommen, aber nicht Pflicht bei diesem Eintauchen in eine andere Welt. Das Programm wird Anfang Mai bekanntgegeben. 

Weitere Infos (Programm, Zeiten, Preise, Corona Regeln etc.): https://www.spectaculum-worms.de


Nibelunge nei besunge — ein Dramödical des Wormser Liederkranz vom 24. bis 26. Juni in der Aula Hochschule Worms

Auch in diesem Jahr ist einmal mehr vielerorts Fastnacht ausgefallen, auch in Worms. Doch bekanntlich macht man ja gerne aus der Not eine Tugend. Und so hat der Wormser Liederkranz, einer der erfolgreichsten Fastnachtsvereine in Worms, kurzerhand beschlossen, aus der traditionellen Damensitzung einfach so eine Art Festspiele light in diesem Sommer zu machen. Wie sich das für einen Wormser Traditionsverein gehört, kommt auch dieser an dem Thema Nibelungen nicht vorbei. Geschrieben wird das Stück von regionalen Fastnachtsgrößen, die im Rahmen der Damensitzungen bereits erfolgreich unter Beweis stellten, dass sie das Talent besitzen, dem Publikum Tränen des Lachens in die Augen zu treiben. Da es sich um eine Mischung aus Drama, Komödie und Musical handelt, ist natürlich auch die musikalische Begleitung wichtig. Für die sorgt ebenfalls eine erfahrender Karnevalist, der Journalist (Mannheimer Morgen) und Musiker Bernhard Zinke. Das Dramödical interpretiert die Nibelungensage völlig neu und hält für den Zuschauer manche Überraschung bereit. Aktualität bekommt das Bühnenstück durch die dramatische weltpolitische Lage. Wer die Mitautorin Mechthild Vogel kennt, weiß, mit welch spitzer Feder sie brisantes satirisch auf den Punkt bringen kann. Rund 80 Aktive des Wormser Liederkranz zeigen mit Schauspiel, Gesang und Tanz, wie es auch anders gehen kann. Vielleicht sollten die Politiker dieser Welt ein Ticket lösen, um zu lernen, wie man die Welt ein ganzes Stückchen friedlicher machen kann. 

Die rund 2 1/2 stündige Theateraufführung findet am 24., 25. und 26. Juni 2022 in der Aula der Hochschule Worms statt. Beginn am Freitag und Samstag ist jeweils 19:30h, am Sonntag bereits um 17:30h. Zur Einstimmung auf den Abend wird bereits 1 1/2 Stunden vor Veranstaltungsbeginn und in der Pause ein Caterer für das leibliche Wohl sorgen. Im Saal findet wiederum keine Bewirtung statt. Die Tickets kosten 25 Euro und dürften sehr begehrt sein.

Tickets und weitere Infos: www.Wormser-Liederkranz.de  


Wormser Kulturnacht am 25. Juni in der Innenstadt

Für den Wormser Kulturkoordinator Dr. David Maier ist die Kulturnacht das schönste Festival in der Innenstadt, da es eine Veranstaltung von Wormser für Wormser und Besucher sei. Im Mittelpunkt stehen lokale Künstler/innen, denen die Möglichkeit geboten wird, an einem Abend an ungewöhnlichen Orten in der Innenstadt ihre Kunst zu präsentieren. Egal ob Malerei, Musik, Theater, Kino oder andere Ausdrucksarten, die Besucher erwartet nach zwei jähriger Pause mit Sicherheit wieder ein abwechslungsreiches Programm. Für Besucher bietet dieser Samstagabend von Kultur zudem die Möglichkeit, flanierend mit einem Wein in der Hand, die schönsten Ecken der Nibelungenstadt kennenzulernen. Die Veranstaltung beginnt in der Regel um 19 Uhr. In den vergangenen Jahren konnten Besucher/innen zwischen 30 Programmpunkten an ebenso vielen Orten wählen. Da sollte mit Sicherheit für jeden etwas dabei sein. Da die Veranstaltung kostenpflichtig ist, muss man vorher ein Bändchen an einer der Abendkassen oder im Vorverkauf erwerben. Mit dem hat man schließlich an allen Örtlichkeiten Zutritt. 

Infos: www.worms-erleben.de


Nibelungen-Festspiele vom 15. Juli bis 31. Juli 

Noch sind die Infos spärlich. Bekannt ist, dass die diesjährige Aufführung bereits 2020 seine Premiere hätte feiern sollen. Doch Corona machte den Planungen ein Strich durch die Rechnung. Nun soll die „hildensaga. ein königinnendrama“ am 15. Juli seine Premiere feiern. Die Zeichen stehen gut, nachdem die Veranstalter im vergangenen Jahr schon mal im Corona-Modus üben konnten. Zu hoffen bleibt, dass man diesen 2022 verlassen darf. Die Zuschauer erwartet ein Stück verfasst von dem österreichischen Dramatiker Ferdinand Schmalz. Wie der Titel schon suggeriert, stehen im Mittelpunkt der diesjährigen Interpretation des bekannten Nibelungenliedes die beiden weichblichen Hauptfiguren Kriemhild und Brünhild. 

Zu den Darstellern war zum Zeitpunkt des Textes noch nichts bekannt. Üblicherweise ist die Besetzung jedoch eine Mischung aus bekannten Schauspieler/innen aus Film oder TV und weniger bekannten, aber renommierten Theaterdarstellern. In der Vergangenheit tummelten sich Größen wie Jürgen Prochnow, Klaus Maria Brandauer oder Uwe Ochsenknecht auf der Bühne vor dem Wormser Dom. Inszeniert wird das Stück von dem Schweizer Regisseur Roger Vontobel, der zu den Regiestars des deutschsprachigen Theaters gehört und Wormsern bestens in Erinnerung sein dürfte. Bereits 2018 inszenierte er „Siegfrieds Erben“ und begeisterte Presse wie Publikum gleichermaßen. Vontobel zeichnet sich durch eine opulente Bildersprache aus, die auch keine Scheu vor dem Einsatz aufwendiger Videotechnik hat. So brachte er mit einer gezielt eingesetzten Videoinstallation den ehrfürchtigen Dom vor den Augen des Publikums von „Siegfrieds Erben“ zum Erzittern. Auch in diesem Jahr möchte Vontobel das Auge ebenso beeindrucken wie den Verstand des Publikums. Für das Auge gibt es erneut technische Spielereien und eine aufwendige Wasserwelt zu Füßen des Doms. Die Wasserlandschaft wird mit variablen Stegen, gezielten Wassereffekten, Licht und Video permanent verändert. Mal ist es die ferne Wasserwelt von Island, mal wird sie zum opulenten Swimming-Pool der Nibelungen und schließlich zur mythischen Zauberwelt. Wie der dänische Bühnenbildner Palle Steen Christensen erklärt, ist das Wasser Projektionsfläche und Spiegel zugleich.

Begleitet werden die Festspiele von einem Kulturprogramm. Das Programm ist breit gefächert und reicht von Konzerten bis zu einem wissenschaftlichen Kolloquium der Nibelungenliedgesellschaft. Prominentester Gast im Begleitprogramm ist die Schauspielerin und Sängerin Jasmin Tabatabei, die bereits selbst im Hauptstück mitspielte und in diesem Jahr als Sängerin in Worms auftritt (30. Juli im Wormser Theater). Mit im Gepäck hat sie ihr drittes Album „Jagd auf Rehe“. Wer ein wenig mehr Informationen zu dem Hauptstück möchte, hat zweierlei Möglichkeiten. Wer sich vor dem Theaterbesuch von „hildensaga. ein königinnendrama“ zum Stück informieren möchte, hat dazu bei der Online-Einführung Gelegenheit. Bereits im vergangenen Jahr gab es die Erläuterungen zur Inszenierung ausschließlich digital, mit vielen positiven Rückmeldungen vom Publikum. Und auch in diesem Jahr wird die Einführung nur im Netz stattfinden und ist ab dem 15. Juli auf der Website www.nibelungenfestspiele.de abrufbar.

Eine weitere Möglichkeit bietet sich bei den Theaterbegegnungen. Wie der Name bereits verrät, setzt man hier auf echte Begegnungen und das am Sonntagmorgen nach der Premiere (17. Juli). Dann setzen sich im märchenhaften Ambiente des Heylshof Autor Ferdinand Schmalz, der künstlerische Leiter Thomas Lauer und eventuell auch Intendant Nico Hofmann zusammen, um über das Stück zu plaudern. Unter dem Namen „Perspektivwechsel“ diskutiert bei dieser entspannten Veranstaltung die Autorin Felicitas Hoppe mit. Hoppe veröffentlichte im letzten Herbst das vielfach gelobte Buch „Die Nibelungen. Ein deutscher Stummfilm“. Abgerundet wird der Vormittag durch musikalische Beiträge des Festspielensembles und der Präsentation eines Jugendworkshops. Dazwischen lädt die Veranstaltung im Park dazu ein, am frühen Sonntag entspannt zum Beispiel einen echten Wormser Riesling unter der Sommersonne zu gennießen. 

Familien können sich auf den Kinder- und Familientag (24. Juli) freuen. An diesem Tag muss sich muss sich die gediegene Festspielidylle im Park dem bunten Treiben der Kinder beugen. Theatervorstellungen, Basteln, Schminken, Walking Acts und Spielangebote versprechen einen hohen Spaßfaktor. Die Veranstaltung ist kostenlos. Tickets sind dennoch notwendig. Diese müssen vorher über den Ticket Service der Festspiele geordert werden. 

Infos und Tickets: www.nibelungenfestspiele.de 


Schlager Bäm am 16. Juli auf dem Festplatz / Rhein

Die Freunde von Schlagermusik sollten sich den 16. Juli 2022 ganz dick im Kalender anstreichen. Beim Schlager Bäm werden Szenegrößen wie DJ Ötzi, Kerstin Ott, Bernhard Brink oder Michelle auf dem Wormser Festplatz auftreten. Der Veranstalter rechnet derzeit mit knapp 5.000 Besuchern zu diesem besonderen Schlagertreffen. „Ein Stern, der deinen Namen trägt“ von DJ Ötzi wird an diesem Abend ebenso aus Tausenden Kehlen begleitet werden wie „Die immer lacht“ von Kerstin Ott. Mit Bernhard Brink und Michelle sind zwei alte Showhasen genauso am Start wie Sonia Liebing und Undine Lux, mit denen der regionale Veranstalter Karl-Heinz Gauch die Zukunft des Deutschen Schlagers eingeladen hat. Weitere Überraschungen verspricht der Alzeyer für diesen Abend, den er bereits seit Längerem geplant hatte und der nun 2022 endlich umgesetzt werden soll. Los geht es an diesem Samstag im Juli um 17 Uhr. Einlass ist bereits um 15 Uhr. Sollte die Veranstaltung erfolgreich sein, möchte der Alzeyer den Schlager Bäm als Reihe in Worms etablieren. 

Ticket Informationen finden Sie hier: https://wo-magazin.de/das-lebern-feiern-mit-dem-schlager-baem/


Jazz & Joy vom 19. Bis 21. August 

Seit 31 Jahren gehört das Festival zu den regionalen Topfestivals. Wie der Name schon verrät, spielt Jazz eine nicht ganz unwichtige Rolle. Dominiert wird das Programm allerdings vom Joy. Der war zuletzt sicherlich etwas eingeschränkt. So sorgte Corona dafür, dass das Festival 2020 pausieren musste. Im vergangen Jahr konnte Jazz & Joy wieder unter Corona Bedingungen stattfinden. Für die Organisatoren Glück und Last zugleich. Einerseits konnte man Musikern die Möglichkeit bieten, wieder vor Publikum zu spielen, andererseits litt die Atmosphäre und die Einnahmen unter den zahlreichen Vorgaben wie ein reduziertes Platzkontingent, Stuhl- und Maskenpflicht und dem Umstand, dass man nicht zwischen den Bühnen, von denen es ohnehin nur zwei gab, pendeln konnte. In diesem Jahr wollen die Veranstalter wieder zur alten Form zurückkehren. Das heißt, fünf Bühnen verteilt rund um den Wormser Dom. Ebenso soll wieder das Flanieren zwischen den Bühnen möglich sein. Begleitet wird das Flanieren von zahlreichen Gastronomen, die Wein und andere Köstlichkeiten auch außerhalt der Festivalbühnen anbieten, sodass auch Personen ohne Ticket das Festivalflair genießen können. Die größte Bühne befindet sich auf dem Marktplatz vor dem Rathaus. Dort findet auch am ersten Festivaltag das Sonderkonzert statt (das Ticket ist nicht im 3-Tages-Jazz & Joy-Ticket enthalten). Bespielt wird die Bühne in diesem Jahr von der deutschsprachigen Popband Silbermond. Die versprechen wiederum ein mitreißendes Liveerlebnis.  

Tickets und Infos: www.jazzandjoy.de


Backfischfest vom 27. August bis 4. September

Für nicht wenige Wormser ist es der definitive Jahreshöhepunkt, das Wormser Backfischfest. Zugleich ist es das größte Fest entlang des Rheins, das Volksfest und Weinfest miteinander kombiniert. Für Weinfreunde sind beliebte Anlaufpunkte der Wonnegauer Weinkeller, in dem sich rund 50 rheinhessische Winzer mit ihren Rebensäften versammeln, und der Stiftskeller, der ebenfalls eine stattliche Zahl von Weinen aus Rheinhessen, aber auch aus der Pfalz präsentiert. Der Wonnegauer Weinkeller, der in einem Zelt untergebracht ist, fast knapp 2.000 Besucher. Das bedeutet in normalen Zeiten, dass es insbesondere am Wochenende in dem Zelt sehr voll ist. Man darf getrost davon ausgehen, dass in Zeiten von Corona die Zahl des Publikums etwas kleiner ausfallen dürfte. Neben köstlichen Weinen lockt der „Weinkeller“ auch mit Live Musik und DJ Partys, bei denen das ein oder andere Paar im Laufe des Abends schon zueinander gefunden haben soll. Der Festplatz selbst wird zusätzlich gesäumt von Fahrgeschäften, inklusive des für das Backfischfest obligatorischen Riesenrades, Jahrmarktsbuden wie Dosen- oder Pfeilewerfen sowie einer vielfältigen Gastronomie. Selbstverständlich gehört auf einem Backfischfest auch ein ordentlicher Backfisch, den man in der Fischbraterei unweit des Weinkellers bekommt. Das Wort Backfisch hat in Bezug auf das Fest eine doppelte Bedeutung. Einmal bezieht es sich auf die Fischerzunft, die in Worms am Rhein in früheren Jahren stark vertreten war, andererseits bezieht sich das Wort auf junge, hübsche Frauen. So gibt es auch in jedem Jahr eine offizielle Backfischbraut. Die ist wiederum an der Seite des „Bojemääschters vun de Fischerwääd“ zu finden. Die Fischerwääd, es gibt eigentlich zwei davon, nämlich die Große und die Kleine, ist wiederum eine Straße, in der einst hauptsächlich Fischer lebten. Heute steht die Straße, die in unmittelbarer Nähe des Festplatzes ist, für das Brauchtum jener Zunft. Ein Museum in der Großen Fischerweide (so heißt sie im ordentlichen Amtsdeutsch) erinnert an diese für Worms wichtige Berufsgruppe. An einem Tag, nämlich am Backfischfest Mittwoch, wird in dieser Straße auch die Fischerwääderkerb gefeiert. Zum Begleitprogramm des Zehn-Tages-Festes gehört neben dieser Kerb auch ein aufwendiger Umzug am ersten Sonntag, der durch die gesamte Innenstadt läuft und in der Fischerwääd endet. Beschlossen wird das Backfischfest am letzten Sonntag durch ein visuell berauschendes Feuerwerk über dem Rhein. 

Infos unter: www.backfischfest.de 


Fest der Kulturen am 17. September 

Auch das einzige Fest in der Stadt, das dem multikulturellen Worms ein Gesicht gibt, musste sich dem Virus beugen und findet in diesem Jahr nach zwei jähriger Abstinenz wieder an seinem angestammten Platz am Obermarkt statt. Veranstaltet wird dieses Treffen der Kulturen vom „Interkulturellen Runden Tisch“. Neben allerlei Leckereien der teilnehmenden Verbände gibt es dort jede Menge Informationen und ein kleines, aber feines Kulturprogramm. Gerade in einer Stadt wie Worms, deren Migrationshintergrund in der Bevölkerung bei mittlerweile rund 30 Prozent liegt, kommt diesem Fest eine besondere Bedeutung zu, denn der Schlüssel zu einem friedliche Miteinander liegt im Verständnis für die andere Kultur und die kann man dort kennenlernen. 


Wormser Weinmesse am 5. Und 6. November im Wormser Tagungszentrum 

Wie in meinem Blog an anderer Stelle erwähnt ist Worms die drittgrößte weinbautreibende Gemeinde in Deutschland und Rheinhessen wiederum das größte Anbaugebiet. Was liegt also näher, viele Winzer einem Ort zu versammeln, um gemeinsam den Menschen einen Überblick auf die vielfältigen Erzeugnisse zu gewähren. Beim Überblick soll es aber nicht bleiben, denn das Probieren kann durch keine Broschüre und keine Unterhaltung ersetzt werden. Doch Vorsicht, wer den Ehrgeiz hat, alle Weine kennenzulernen, sollte zuvor gut gespeist haben. Bei rund 30 Winzern und dementsprechend rund 300 bis 350 Weinen im Angebot, ist es nahezu unmöglich, eine Gesamtübersicht zu bekommen. Viele Besucher entscheiden sich daher für einen zweitägigen Besuch der Messe. Während der Samstag den Weißweinen gehört, widmet man sich am Sonntag ausgiebig den Rotweinen und Rosés. 

Infos unter: www.weinstadt-worms.de


Nibelungen Weihnacht Ende November bis zum 23. Dezember in der Innenstadt

Mit den Nibelungen hat der Weihnachtsmarkt eigentlich nicht viel zu tun, außer dass er im Herzen der Nibelungenstadt stattfindet. Da die Nibelungen aber nun mal untrennbar mit der Stadt verbunden sind, hielten es die städtischen Verantwortlichen für eine gute Idee, dem Markt vor ein paar Jahren einen neuen Namen zu verpassen. Rund 50 Buden schlängeln sich durch die Innenstadt. Wie in anderen Städten gibt es auch hier die bewährte Mischung aus Glühwein, Bratwurst und allerlei Händler, die mal mehr, mal weniger weihnachtliches  anbieten. Ein interessanter Hingucker sind die sogenannten Wechselbuden. Die können von Vereinen, Geschäfts- oder auch Privatleuten angemietet werden und garantieren zwischen Stricksocken und Duftkerzen ein gewisses Maß an Abwechslung. Was man auf keinen Fall versäumen sollte, ist ein Besuch bei dem Öko-Winzer Helmut Kloos (siehe auch Vino et Musica). Dieser schenkt nicht einfach seinen Glühwein aus. Nein, Helmut Kloos lebt diesen Markt. So lässt er sich in jedem Jahr eine Rahmengeschichte für seine Bude einfallen, die auf amüsante Art und Weise aktuelle Themen aufgreift. Kultverdächtig sind seine Handpuppen (!) die Glühweingretel und Frau Kuddelmuddel, die auch gerne mal mit den Gästen einen kleinen Plausch abhalten. Kloos sorgt mit Konzerten, kleinen Lesungen oder dem gemeinsamen Singen von Weihnachtsliedern für ein buntes und abwechslungsreiches Rahmenprogramm. Highlight ist natürlich der würzige Bio Glühwein, der direkt vor Ort angesetzt wird und somit an Frische nicht zu toppen ist. Der Glühwein ist in Weiß und Rot erhältlich. Wer es alkoholfrei mag, sei der Wunschpunsch wärmstens empfohlen. Während die meisten Glühwein Gastronomen als alkoholfreie Variante erwärmte Säfte verkaufen, ist auch der Wunschpunsch eine dem Glühwein ebenbürtige Kreation, dessen Rezept der Winzer natürlich nicht verrät. Der größte Glühweintreff befindet sich wiederum auf dem Obermarkt vor dem Amtsgericht. Dort bieten zwei Schaustellerfamilien ihre wärmenden Getränke an. Hier setzt man weniger auf Kultur. Im Mittelpunkt steht eher eine Apres Ski Stimmung, sodass es für jeden Weihnachtsmarktbesucher möglich sein sollte, ein besinnliches Plätzchen für unterschiedliche Ansprüche zu finden. 


Jüdische Kulturtage

Unbekannt sind ebenfalls dieTermine und Inhalte der diesjährigen „Jüdischen Kulturtage“, die auch unter dem Namen „SchUM-Kulturtage“ zu finden sind. Dieser Reihe, die es seit ein paar Jahren gibt, kommt nach der Aufnahme in die Unesco Welterbe Liste eine ganz besondere Bedeutung zu. Denn schließlich reicht es nicht, das historische Erbe zu verwalten, sondern es soll auch mit Leben gefüllt werden. Dazu gehörte im vergangenen Jahr die Veröffentlichung eines zweiten Buches zu den in Worms verlegten „Stolpersteine“ oder die eindrucksvolle Dauerlesung „Ich will Zeugnis ablegen…“ mit regional bekannten Rezitator Karl-Heinz Deichelmann. Man darf also gespannt sein, was dieses kleine, aber feine Kulturfestival in diesem Jahr zu bieten hat. 

 

Infos: https://schumstaedte.de/schum/juedische-kulturtage/


Wunderhoeren – Tage alter Musik und Literatur

In einer der ältesten Städte Deutschlands ist es natürlich Pflicht, neben einem Mittelaltermarkt für die Massen, auch auf mittelalterliche Kultur aufmerksam zu machen. Seit 2011 gewährt das Nischenfestival alle zwei Jahre einen Ausflug in mittelalterliche Kompositions- und Schreibkunst. Das heißt nicht, dass es nur Minnegesang bei den Konzerten zu hören gibt, denn die Veranstalter scheuen auch nicht den Crossover zwischen Genres und Epochen, sodass auch zeitgemäße Interpretationen der Thematik zu Gehör kommen. Ein konkretes Programm gibt es nicht. Fünf Veranstaltungen sind in über das Jahr verteilt geplant. 

Weitere Infos:  www.wunderhoeren.de


Sonderausstellung 900 Jahre Wormser Konkordat im Museum im Andreasstift

Es geht zu den magischen Jahreszahlen, die man im Geschichtsunterricht lernt und nie wieder vergisst, das Wormser Konkordat 1122. Dieses ist auch als direkte Folge des historisch ebenso berühmten „Gang nach Canossa“ zu verstehen. Vom 24. September bis 30. Dezember 2022 soll die Geschichte des Investiturstreites „modern und spielerisch“ präsentiert werden. Im mittelalterlichen Europa stritten der Kaiser und der Papst um die Vorherrschaft – ein Kampf um die Macht, der in Worms begann und dort auch endete: Mit dem Wormser Konkordat wurde der Konflikt beigelegt. 

Bevor die Sonderausstellung eröffnet, wird am 30. April und 1. Mai die Dauerausstellung, deren Hauptthema die Geschichte der Stadt Worms ist, wiedereröffnet. Ein Museumswochenende lädt Interessierte bei kostenlosen Eintritt in die Gemäuer des rund 1000 Jahre alten Gebäudes. Der Altertumsverein, dem ein Großteil der historischen Sammlung des Museums gehört, bietet darüber hinaus an diesem Wochenende Führungen an. Danach ist die Ausstellung zu den normalen Öffnungszeiten des Museums besuchbar.  

Infos: https://www.museum-andreasstift.de/museum-andreasstift/