Wo es Kunst in Worms zu kaufen und zu sehen gibt

Buja alias René Burjack

Werk von Buja alias René Burjack in der Galerie Schauraum

Kunsthandlung Steuer

Seit knapp 100 Jahren ist die familiengeführte Kunsthandlung Steuer in Worms ein verlässlicher Ansprechpartner in Sachen Kunst. Wer den kleinen Laden in der Fußgängerzone betritt, wähnt sich direkt in einer anderen Welt. Rund 600 bis 700 Kunstwerke warten in dem Geschäft darauf, von Kunstliebhabern mit nach Hause genommen zu werden. Die Palette reicht dabei von Originalen regionaler Künstler bis hin zu Originalgemälden bereits international renommierter oder junger aufstrebender Künstler. Und was Vater und Sohn, die gemeinsam mit das Geschäft führen, nicht vor Ort haben, organisieren sie natürlich gerne. Organisieren ist dabei ein gutes Stichwort, denn regelmäßig organisieren Helmut und Matthias Steuer auch Ausstellungen, die mit entsprechenden Vernissagen gewürdigt werden. So gab es zuletzt spannende Werkschauen mit dem bekannten österreichischen Künstler Michael Ferner oder dem deutsch-französischen Künstler Ewen Gur. Im Herbst dieses Jahres (2023) ist bereits die Ausstellung geplant. Dann kommt der Österreicher Klaus Brandner vorbei. Der wohl größte Ausstellungscoup gelang den beiden wohl mit einer eindrucksvollen Werkschau des legendären Markus Lüppertz, der es sich natürlich nicht nehmen ließ, persönlich vor Ort zu erscheinen. Doch nicht nur die große Kunst hat in der Kunsthandlung seinen Platz. Wer außergewöhnliche Geschenkideen sucht, wird dort ebenso fündig. Obendrein gibt es auch eine feine Auswahl an Worms Souvenirs, wie eine „Worms Tasse“, die von dem Künstler Gerhard Hoffmann gestaltet wurde, oder eine 3D-Karte, die es ausschließlich in der Kunsthandlung erhältlich ist. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Adresse: Kämmererstraße 41, 67547 Worms
Telefon: 06241 23890
Öffnungszeiten: 9:30 Uhr bis 12:30 / 14:30 bis 18 Uhr – Samstag 9:30 Uhr bis 15 Uhr

 

Kunst.Lokal

Lange Zeit waren die leerstehenden Geschäftsräume in der Hafergasse nur ein weiterer Baustein im stetigen Wandel der Innenstadt. Seit Juni 2023 dienen die Räume als Begegnungsort für lokale Kunstschaffende und alle, die sich dafür interessieren. Ermöglicht wird der Ort durch das Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstadt“. Dabei ist es den Verantwortlichen wichtig, dass man sich nicht als Konkurrenz zur Kunsthandlung Steuer versteht. Vielmehr möchte man der regionalen Kunstszene einen Ort geben, an denen sie sich einer großen Öffentlichkeit vorstellen können. Kleiner Nebeneffekt ist dabei, dass die Künstler vor Ort ihre Kunstwerke natürlich auch verkaufen können. Ein weiterer Nebeneffekt ist, dass damit zumindest vorübergehend ein weiterer Leerstand verschwunden ist. Ein Problem, das viele Städte plagt. So geht es auch darum, die Fußgängerzone, in diesem Fall die Hafergasse, attraktiver für potentielle andere Mieter und natürlich auch für das Auge der Innenstadtflaneure zu machen. Bei all diesen Überlegungen stehen dennoch die Künstlerinnen und Künstler im Mittelpunkt, die auf zwei Etagen mit ihrer vielseitigen Schaffenskraft beeindrucken. Den Anfang machten vier Künstler, die in und um Worms herum leben: Barbara Schauß (Malerei), Dan Novak (experimentelle Fotografie), Ulrich Koglin (Plastiken) und Sophie Kralenetz (Malerei). Letztere ist zugleich auch als Kuratorin gemeinsam mit Kulturkoordination verantwortlich für die zukünftige Auswahl an Kunstschaffenden verantwortlich. Die Organisatoren werteten die erste Runde schon mal als vollen Erfolg und erklärten in einer Pressemitteilung: „Die Ausstellung sei insgesamt sehr gut besucht, gerade zu Veranstaltungen wie der Kulturnacht oder bei Führungen. Einige Besucher seien sogar extra wegen des kunst.lokals nach Worms gefahren – besonders häufig an den Wochenenden.“ Die Diplom Künstlerin Kralenetz unterstreicht das interessante Konzept der vielfältigen Ausstellung mit den Worten: „Kunst soll dem Publikum Spaß machen und jedes Publikum braucht nun mal Abwechslung. Diese Abwechslung bieten die vielen jungen, noch ungesehenen Talente in Worms. Es gibt viel zu entdecken!“

Geöffnet hat das Lokal am Dienstag und Donnerstag (12 Uhr bis 18 Uhr) sowie Samstag (10 Uhr bis 14 Uhr).
Adresse: Hafergasse 6, 67547 Worms
Telefon: 06241 4824665

Kunstverein Worms 

Flaniert man durch das Nibelungenstädtchen und erzählt einem Bekannten, dass man gerade auf dem Weg zum Kunstverein ist, kann es auch nach 20 Jahre noch passieren, dass die Antwort lautet: „Ah ja, die in der Prinz Carl Anlage“. Aber dieser Weg führt natürlich zum Kunsthaus und nicht zum Kunstverein. Also Vorsicht! Während das Kunsthaus ein Forum für Wormser Künstler ist, die dort Ateliers betreiben, versteht sich der Kunstverein laut Satzung als gemeinnütziger Verein, der mit idealistischem Anspruch und ehrenamtlichen Engagement die Pflege und Förderung zeitgenössischer Kunst betreibt. Bildende Künstler/innen fördern und das Interesse an der Kunst zu wecken, das ist seit 2001 das zentrale Ziel des Vereins. Und wie er das macht, das hat der Verein in den letzten 20 Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt. In Zahlen heißt das, dass man in diesen zwei Jahrzehnten rund 100 Ausstellungen mit mehr als 200 Künstlern präsentieren konnte. Pro Jahr lädt der Verein zu vier bis fünf Ausstellungen, die natürlich standesgemäß mit zumeist gut besuchten Vernissagen eröffnet werden. In der Metropolregion Rhein-Neckar hat sich der Verein längst als wichtiger Ausstellungsfläche für moderne Kunst etabliert. Der Kunstverein befindet sich seit 2008 in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Küchenstudios in der Renzstraße. Noch heute zeugen die anonym wirkenden weiß geflieste Boden und die ebenso weiß gestrichenen Wände von der Vergangenheit. Dennoch erweist sich die Sterilität der Räume auch als gelungenes Gegenstück zu stilistisch wechselhaften Ausstellungen. Anders gesagt, der Raum lenkt nicht von der Kunst hab. 

Angefangen hatte die Geschichte des Vereins im Jahre 2002. Den entscheidenden Impuls gab der Kaufmann Hartmuth Lohrum. Mit dem Wormser Künstler Mo Magic alias Matthias Mayer, der heute in Berlin lebt, fand Lohrum auch schon bald einen wichtigen Mitstreiter. Gründungsmitglied Dr. Klaus Michael Döll fühlt sich trotz fortgeschrittenen Alters immer noch der Kunst verpflichtet und lässt es sich bis heute nicht nehmen, als Vereinsvorsitzender bei den Vernissagen aufklärende Worte zu finden. Die Ausstellungen pendeln dabei zwischen jungen Künstlern, die am Anfang ihrer Karriere stehen und etablierten, die bereits auf eine eindrückliche Werkschau blicken können. Einmal im Jahr zum Zeitpunkt der Nibelungen-Festspiele im Sommer verknüpft der Verein seine Ausstellung mit selbigen Festspielen. Begleitend zu den Ausstellungen organisiert der Verein auch immer wieder Workshops und / oder Künstlergespräche.

Vor-Weihnachtlicher Kunstmarkt im Kunstverein 

 Im Dezember hält der Verein für kunstbegeisterte noch ein besonderes Event bereits. Bares für Rares heißt es dann, wenn der Kunstmarkt im Dezember an zwei Wochenende zur Schnäppchenjagd für Kunstsammler lädt. Das Angebot reicht vom Schnäppchen für 10 Euro bis zum sammelwürdigen Werk von mehreren 1.000 Euro. Zum Verkauf stehen klassische Malerei auf Leinwand, Papierarbeiten wie Grafik, Radierung oder Lithografie, hinzukommen moderne Fotografie, kleine Silberwaren oder exquisites Porzellan. Werke unterschiedlicher Stile und Epochen sind vertreten.

Link: https://kunstverein-worms.de/

Kunsthaus Prinz Carl-Anlage

Das Kunsthaus Worms bietet auf 2.500 m² Fläche, verteilt auf vier Etagen, rund 39 Ateliers sowie gesonderte Galerieräume. Besucher können sich an Tagen der “Offenen Werkstatt” umschauen oder Ausstellungen, Workshops & Kurse besuchen. Das Portfolio ist dabei so bunt wie das Leben und reicht von klassischen Gemälden, über moderne Fotografie bis hin zur Webkunst und mehr. Eines der prominentesten Ateliers ist dabei die Kunstwerkstadt der Wormser Lebenshilfe, das Atelier Blau, das von dem renommierten Künstler Horst Rettig geleitet wird. Der Gedanke, ist die Inklusion zwischen behinderten und nicht behinderten Kunstschaffenden. Dieser fruchtbare Austausch, der in Europa seines Gleichen sucht, findet im geschützten Umfeld des Wormser Kunsthauses statt. Das Atelier kann mit Voranmeldung besucht werden und natürlich können die spannenden Kunstwerke käuflich erworben werden. Zu den Werken zählen nicht nur großflächige Gemälde, sondern auch Skulpturen oder Dinge des Alltags, wie Tassen oder Teller, die von den Kunstschaffenden des Atelier gestaltet wurden. . Ein Besuch, der sich auf jeden Fall lohnt. Eine gesonderte Homepage für das Kunsthaus gibt es nicht. Jeder Ateliermieter ist hierbei eigenverantwortlich. Einmal im Jahr lädt das Kunsthaus zu einem Tag der offenen Tür, bei dem auch die Möglichkeit besteht, Werke der dort arbeitenden Kunstschaffenden zu erwerben. 

Adresse: Prinz-Carl-Anlage 19, 67547 Worms
Homepageadresse Atelier Blau: https://www.atelierblau.com/

Galerie Schauraum

Auf der Homepage der Stadt Worms wird diese Galerie als Kunststätte für die freie Kunstszene beworben. Tatsächlich könnte man die Galerie, die auf dem Gelände der Fabrik e.V. gelegen ist, als alternativen Gegenentwurf zum etwas konservativeren Kunstverein betrachte. Untergebracht in einer ehemaligen Fabrikhalle verströmt der Schauraum eine gewisse archaische Aura, die zugleich den alternativen Anspruch unterstreicht. Michael Mahla, der die Ausstellungen kuratiert, bezeichnet selbst den Schauraum gerne als Ort, an dem man auch ohne Diplom ausstellen kann. Hier steht das Talent im Vordergrund und nicht der Titel! Nicht wenige erfolgreiche Künstler starteten ihre Laufbahn mit einer Ausstellung in diesem kleinen, aber feinen „Forum für Kunst und Kultur“, das seit 1993 die Wormser Kulturlandschaft bereichert. Dazu gehören zwischenzeitlich renommierte Künstler wie Buja alias René Burjack mit seiner eindrücklichen Streetart Kunst. Bujas Werk ziert auch den Eingangsbereich des Wormser Kunstvereins. Dort zeigt ein großflächiges Wandgemälde, wie man mit Hilfe eines Smartphones Kunst einmal ganz anderes erleben kann. Einfach das Wandbild fotografieren und Sie werden überrascht sein…

Nicht wenige Künstler, die im Laufe der Jahre im Schauraum ausstellten, lebten auch eine Zeitlang auf dem Gelände, auf dem es noch mehr zu entdecken gibt. Neben dem Schauraum finden sich dort auch vereinzelt Ateliers und vor allem auch Wohnungen. Die Fabrik wurde 1979 als alternatives Wohnprojekt ins Leben gerufen.  

Adresse: Zornstraße 11a, 67549 Worms
Web: https://galerie-schauraum.de/
Öffnungszeiten während der Ausstellungen: Sa und So: 19 Uhr bis 21 Uhr

Museum Heylshof

Das Museum Heylshof – eines der führenden Kunstmuseen in Rheinland-Pfalz – beherbergt die größte private Kunstsammlung des späten 19. Jahrhunderts, die in Deutschland an ihrem Ursprungsort im ursprünglichen Zustand erhalten ist. Ergänzt wird die exquisite Sammlung durch feinstes Frankenthaler Porzellan, Gläser, Keramik, Glasmalerei und Kleinplastik sowie wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Kunst.

Adresse: Stephansgasse 9, 67549 Worms
Telefon: 06241 22000
Link: https://www.heylshof.de/

Das Wormser Kulturzentrum (Ausstellungsfläche)

„Das Wormser“ ist der Name des städtischen Kultur- und Tagungszentrums. Was anfangs mit dem Artikel „Das“ nach einem grammatikalischen Stunt klingt, soll lediglich der Hinweis auf die Vielfalt dieses Hauses, also „Das Wormser Kulturzentrum, Tagungszentrum etc. Zudem versteht sich das Zentrum als Haus für alle und für alles. Das heißt, dass hier nicht nur Tagungen, Konzerte und Theater stattfinden, sondern, dass sich hier auch Raum für Kunst findet. Wichtig ist die Begegnung mit und die Vermittlung von Kunst. Unter dem Titel „Kunst im WORMSER“ wird Kunst aus und über Worms gezeigt. Das ganze Jahr über stellen lokale und regionale Künstler sowie Veranstalter im oberen Foyer des Neubaus aus. Im monatlichen Wechsel finden hier also 12 Ausstellungen pro Jahr statt, die natürlich mit entsprechenden Vernissagen gefeiert werden. Der Eintritt zu den Ausstellungen ist frei. 

Adresse: Rathenaustraße 11, 67549 Worms
Telefon: 06241 2000450
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 Uhr bis 18 Uhr
Homepage: https://www.das-wormser.de/das-wormser/index.php

Ein besonderes Rahmenprogramm für besondere Festspiele

Während das Hauptprogramm der Festspiele der Stück alleine gehört, das in diesem Jahr auf den Namen „BRYNHILD“ hört (siehe dazu meinen Text), finden sich im begleitenden Kulturprogramm immer wieder kleine Perlen der Live Musik oder des Theaters, die es verdient haben, beachtet und besucht zu werden. Eine unausgesprochene Tradition ist es hierbei, dass immer wieder Künstlerinnen und Künstler, die in den vergangenen Jahren im Hauptstück mitspielten, im Rahmen des Kulturprogramms zurückkehren, mit Ausnahme der „Theaterbegegnungen“, die ganz im Zeichen des aktuellen Stücks stehen.

Nachfolgend habe ich für Sie die Highlights in diesem Jahr kurz zusammengefasst:

Theaterbegegnungen am 9. Juli 2023 um 11 Uhr im Heylshofpark

      Es ist die erste Veranstaltung, die im Kulturprogramm jeden ersten Sonntag nach der Premiere im traumhaft schönen Ambiente des Heylshofpark Open Air am Sonntagmorgen stattfindet. Moderiert von den  namhaften Filmkritiker Rüdiger Suchsland, stehen an diesem Vormittag Intendant Nico Hofmann, die Autorin sowie der künstlerische Leiter Thomas Laue Rede und Antwort. Dabei äußern sie sich zu den ersten Reaktionen des Publikums auf das Stück, geben spannende Einblicke in den Entstehungsprozess und reflektieren Inhalt und Botschaften des aktuellen Stücks. Die zentrale Frage in diesem Jahr lautet: „Wer bestimmt darüber, wer wir sind?“.  Aufgelockert wird dieser Vormittag durch Live Musik, bei der in der Regel Musiker der aktuellen Inszenierung auftreten. Für mich persönlich ist es die schönste Veranstaltung im Umfeld der Festspiele, da sie zum einen spannende Einblicke gewährt und es nur wenige Möglichkeiten gibt, an einem Sonntagmorgen Kultur derart entspannt präsentiert zu bekommen. 

„Offene Zweierbeziehung“

am 14. Juli – ein Theaterstück mit Alexandra Kamp und Miguel Abrantes Ostrowski im Lincoln Theater

Die Schauspielerin Alexandra Kamp kann man mittlerweile getrost als Dauergast in Worms bezeichnen. Im Hauptstück der Nibelungen-Festspiele trat sie zuletzt 2016 in dem von Albert Ostermaier verfassten Stück „Gold – Der Film der Nibelungen“ auf. Seitdem besuchte sie mit wechselnden Theaterstücken, wie der Theateradaption des Films „Eine verhängnisvolle Affähre“, die Nibelungenstadt. Im Kulturprogramm gastiert sie nun mit dem Zweipersonenstück „Offene Zweierbeziehung“ im Lincoln Theater. Die sympathische Schauspielerin spielt in dem Stück eine Frau, deren Ehe sich in der Krise befindet. Das Duo verspricht eine turbulente Komödie, die bereits von der Kritik vielfach gelobt wurde. 

„Witwendramen“

am 15 Juli – eine „Szenische Lesung“ mit Katharina, Anna und Nellie Thalbach im Wormser Theater 

Über die Familie Thalbach muss man wahrscheinlich nicht viel sagen. Gehört diese doch zu den führenden Schauspielerdynastien in Deutschland. Gleich drei Generationen treffen sich in diesem im Wormser Theater zur „Szenischen Lesung“. Der Autor Fitzgerald Kusz kümmert sich in seinem „Witwendrama“ um die Befindlichkeit von Witwen und hat sich hierbei seine heiteren, ironischen und traurigen Gedanken gemacht und sie zu Witwendramen zusammengefügt. Vorgetragen von den drei großen Thalbach Frauen dürfte der Abend ein unterhaltsamer Theatergenuss werden. 

Genija Rykova und Band

am 18. Juli im Wormser Theater

Die Schauspielerin Genija Rykova schlüpfte im vergangenen Jahr in die Rolle von Brünhild und bewies im Angesicht der damaligen „Wasserbühne“ außerordentliche Qualitäten als „Wassernixe“. In diesem kehrt sie nach Worms zurück, um von ihren musikalischen Qualitäten zu überzeugen. Gemeinsam mit ihrer Band präsentiert sie unter dem Titel „A Woman’s World“ Songs von starken Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts wie Nina Simone, Ella Fitzgerald und anderen.

Kindertag

am 16. Juli im Heylshofpark

Kindertheater, verzauberte Wesen und jede Menge Spaß und Spiel: Der Kinder- und Familientag lädt im wunderschönen Heylshofpark am Wormser Dom zum Mitmachen ein – es wird gebastelt, gespielt und mit Glitzer-Tattoos verziert. Erstmals findet die Veranstaltung wieder ohne coronabedingte Einschränkungen statt. Der Eintritt ist frei, es müssen keine Tickets im Vorfeld reserviert werden.

Die Eintrittspreise, Zeiten und weitere Informationen zum Kulturprogramm finden Sie hier: https://www.nibelungenfestspiele.de/nibelungenfestspiele/2023/Programm/Kulturprogramm-2023.php

Zeit genießen im Heylshofpark während der Nibelungen-Festspielen 

Als befände man sich plötzlich inmitten einer anderen, märchenhaften Welt…so fühlt sich ungefähr ein Besuch während der Festspiele im wohl schönsten Theaterfoyer Deutschlands an. Um abends in diesem Welt abzutauchen, benötigt man noch nicht einmal eine Theaterkarte, denn auch „Flaneure“ oder Genussmenschen haben Zutritt zum Park. Hierfür benötigt man allerdings eine Flanierkarte. Die sind zwar mit 4 Euro nicht unbedingt günstig, entschädigen dafür aber mit Live Musik, die es vor dem Stück und während der Pause zu hören gibt, sowie mit dem stilvollen Ambiente, das besonders in der Dunkelheit zum Tragen kommt, da der Park geschmackvoll illuminiert ist. Eine breite Auswahl und Speisen und Getränke sorgen zudem für einen passenden Genuss. Mein persönlicher Lieblingsort während dieser Zeit ist hierbei die Weinlounge, in der ausschließlich Wormser Winzer ihre Weine anbieten. In diesem Jahr bedeutet das, zwischen zehn edlen Tropfen wählen zu können. Der Heylshofpark öffnet um 17:30 und schließt um 1 Uhr. Wer ein stilvolles Dinner genießen möchte, kann im Heylshofpark ebenfalls fündig werden. Unter dem Namen „Dinner im Park“ gibt es an jedem Abend ein mehrgängiges Menü vom exklusiven Festspiel Caterer „Gauls Catering“ ab 18 Uhr. 

Weitere Informationen zu Flanierkarten, Dinner im Park etc. finden Sie hier: https://www.nibelungenfestspiele.de/nibelungenfestspiele/2020/Arrangements-Auswahlseite-2020-2021/index-2020-2021.php?navid=199481199481

Alle abgebildeten Fotos sind mit freundlicher Genehmigung der Nibelungen-Festspiele – vielen Dank!

Geballte Frauenpower, Bodybuilder Drachen und ein Stargate

Was erwartet die Zuschauer bei den diesjährigen Nibelungen-Festspielen und dem Stück „BRYNHILD“

Wenn der Frühling in Worms in voller Blüte steht, ist das zugleich auch ein untrügliches Zeichen dafür, dass in meiner Heimatstadt sich die Nibelungen-Festspiele auf die große Premiere am 7. Juli vorzubereiten. Wie unter Intendant Nico Hofmann üblich, wird auch in diesem Jahr eine Uraufführung auf die Bühne an der Nordseite des Wormser Doms gebracht. „BRYNHILD“ ist der Name und wurde verfasst von der erfolgreichen Autorin Maria Milisavljević.

Damit ist es im Übrigen erstmals eine Frau in der 20 Jährigen Geschichte der Festspiele, die Schreiberische Verantwortung trägt. Das ist interessant, da im Zentrum des Nibelungenliedes zwei starke Charaktere stehen, denen von männlicher Seite Gewalt widerfährt. In den vergangenen Jahren gab es bei den Festspielen zwar immer wieder die Auseinandersetzung mit diesem Schlüsselthema der Nibelungensage, allerdings stets geschrieben aus der zwangsläufig männlichen Perspektive eines eben männlichen Autors. Das ist per se nicht verkehrt und führte mitunter zu interessanten Beitragen wie „Siegfrieds Erben“ von Feridun Zaimoglu und Gerhard Senkel. Damals dachte das Autorenduo die Geschichte weiter und beschäftigte sich mit der Frage, was eigentlich aus Brünhild wurde, nachdem die Burgunder sich zu Kriemhild und Etzel aufmachten und einem Gemetzel untergingen. Auch die Autorin Milisavljević stellt Brühnhild in den Mittelpunkt der Geschichte. Sie reist allerdings ganz zurück zu den Anfängen und bedient sich der nordischen Mythologie, genauer gesagt der Lieder Edda. Dort heißt Brünhild Brynhild, lebt als Tochter von Odin und Frigga auf Isenland. 

Liederedda statt Nibelungenlied

Bei einem Pressegespräch, das ich im Rahmen meiner Arbeit für das WO! Magazin besuchte, erklärte die Autorin, dass in der Lieder Edda die Geschichte zwischen Brynhild und Sigurd eine Leerstelle sei, die sie nun füllen möchte. Sigurd, das ist Siegfried und der ist wie in der germanischen Variante ein schwertschwingender Hitzkopf, der behauptet, einen Drachen erschlagen zu haben. Wer nun allerdings eine mythologisch aufgeladene Liebesgeschichte zwischen zwei kraftstrotzenden Charakteren erwartet, hat natürlich die Rechnung ohne die Festspiele gemacht. Im Gegensatz zu solch familientauglichen Festspielen wie jene mit Winnetou oder Klaus Störtebeker, fühlen sich die Nibelungen in Worms mehr wie der klassische „Jedermann“ an, verdammt dazu, immer wieder das eigene tragischen Schicksal zu verhandeln. In Worms bedeutet das im Sommer, dass die Regisseurin Pinar Karabulut nicht nur bildgewaltiges Freilufttheater inszenieren möchte, sondern auch Fragen stellt. So erklärte sie unlängst bei dem Beginn der Proben am 19. Mai: „Was ich so spannend finde: Wie erzähle ich eine Geschichte neu, die so im kulturellen Gedächtnis festgeschrieben ist?“ Oder ist sie so festgeschrieben, dass sie immer wiederkehrt wie ein Alptraum?” So findet sich die isländische Göttertochter Brynhild in dem Zwiespalt zwischen Tradition und Selbstermächtigung wieder. Karabulut dazu: „Kann sie als Frau, als weiblich gelesener Körper, aus ihrer Rolle ausbrechen? Schafft sie es allein? Wer ist stärker: Sie oder die Geschichte?”

Bei der Pressekonferenz der Festspiele hatte ich zudem die Möglichkeit, die quirlig sympathische Regisseurin, die derzeit zu den gefragtesten Theatermacherinnen und –macher im deutschsprachigen Raum gilt, über ihre Pläne zur Inszenierung zu befragen:

ANDREAS STUMPF

Foto: @ Andreas Stumpf

WO! Sie inszenieren vor dem Wormser Dom. Was bedeutet es, solch eine Bühne in Szene zu setzen?

Ich habe tatsächlich bisher nur eine Open Air Inszenierung gemacht. Das war eine Oper. Aber das war nicht ansatzweise so groß, wie das hier in Worms sein wird. Meine Bühnenbildnerin Michela Flück und ich hatten dennoch nie Angst vor der Größe der Bühne. Mein erster Gedanke war, wie können wir es machen, Dinge von oben in das Bild einfügen zu können? Können wir einen Kran anmieten? Dann hieß es allerdings direkt, das geht nicht. Die Frage, die wir uns letztlich stellten, war, wie können wir neue Mittel und Wege finden, diesen Abend zu gestalten.

WO! Das heißt, im Theater haben Sie den Vorteil der Ausstattung und hier die Herausforderung der Natur?

Ja, genau. Das ist der Aspekt, auf den ich mich am meisten freue. Ich kann mich nur eingeschränkt auf die übliche Theatertechnik verlassen, da die Natur das Wetter vorgibt. Wir müssen also die komplette Psychologie dieses Abends anders lenken Das ist die Herausforderung, auf die ich mich freue. Die schiere Größe der Bühne ist nur Einladung, dass ich noch mehr zeitgleich auf der Bühne machen kann (lacht).

WO! In einem Interview sprachen Sie davon, dass Sie inszenatorisch Sehgewohnheiten untergraben möchten. Was bedeutet das genau?

Das ist tatsächlich einer meiner Hauptantriebspunkte in meinem Beruf. Kunst sollte für mich etwas wahnsinnig Befreiendes sein, was den Menschen beflügelt. Wenn ich zum Beispiel in ein Museum gehe und ein Bild anschaue, will ich, dass das was mit mir macht und wenn ich es gedanklich mit nach Hause nehme, es mich in eine andere Welt transportiert, bevor ich mich wieder an den Schreibtisch setze. Ich finde es wiederum schade, dass im deutschsprachigen Raum im Theater immer wieder erzählerische Regeln gelten, die unbedingt eingehalten werden müssen. Demensprechend ist es oftmals so, dass das Publikum bereits mit der Erwartungshaltung ins Theater geht, dass die Geschichte genau so erzählt werden soll. Aber das Leben ist nicht so. Das Leben ist viel verrückter. Teilweise sind wir auf den Theaterbühnen viel braver, als das eigentliche Leben spielt.

WO! Birgt das nicht auch die Gefahr, dass das Publikum mit zu viel Neuem überfordert ist?

Ja, das ist mir bewusst und ich weiß, dass die Gefahr besteht, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer sich verschließen.

Das komplette Interview können Sie hier lesen: www.wo-magazin.de

Das Neue, das ist bei den Festspielen in diesem Jahr nicht nur die kreative weibliche Doppelspitze aus Autorin und Regisseurin, sondern ein durchaus diverser Ansatz, der auch vor einem Rollenwechsel der Geschlechter nicht Halt macht. So wird der Darth Vader der germanischen Vokssagen, Hagen von Tronje, vom einäugigen grummeligen Familienbeschützer zum dunkelhäutigen Protagonisten gespielt von der Schauspielerin Ruby Commey. Sigurd wird gespielt von Bekim Latifi und Frigga, Odins Gattin, von der vielseitigen Künstlerin Parisa Madani. Der in Togo geborene Schauspieler Bless Amada schlüpft wiederum in die Rolle des nordischen Göttervaters Odin. So weit, so bunt! Während im Kino derzeit die Diverse-Emanzipation nicht ohne Kritik und Kassenverluste voranschreitet, ist im Theater das Umdeuten von Geschlechterrollen schon längst eine Normalität, wenn ich auch im Falle von „BRYNHILD“ attestieren muss, dass es für die primär eher konservativ ausgerichteten Festspiele ein sicherlich nicht uninteressantes Experiment ist. 

Wer sind eigentlich die Darsteller/Innen?

Parisa Madani entstammt deutsch-persischen Eltern und arbeitet heute als Sängerin, Schauspielerin und bietet experimentelle Traummeditationen an. Bless Amada wurde wiederum in Togo geboren. Mit zehn Jahren zogen seine Eltern nach München. Dort absolvierte er an der renommierten Otto-Falckenberg-Schule seine Schauspielausbildung. In den letzten zwei Jahren spielte er in zahlreichen TV Serien mit. In München studierte auch der deutsch-albanische Schauspieler Bekim Latifi. Latifi arbeitete viele Jahre am Thalia Theater und aktuell spielt er für die Münchner Kammerspiele. Die Mainzerin Şafak Şengül ist auf vielen Bühnen zuhause und spielte 2020 auch in dem vielbeachteten Kinofilm „Rabiye Kurnaz vs. George W. Bush von Andreas Dresen mit. Einen festen Platz im skandinavischen Fernsehkrimi hat der Däne Jens Albinus. So war dieser in den vergangenen Jahren in Serien wie „Kommissarin Lund“, „Der Adler“ und „Borgen“ zu sehen. Ebenfalls zur Besetzung gehören Laina Schwarz, die ebenfalls ein gern gesehener Gast in TV Krimis ist und zuletzt in den Serien „Marie Brand“, SOKO Wismar“ und „Der Staatsanwalt“ mitspielte. So abwechslungsreich wie die Namen der Serien sind auch ihre Engagements auf Deutschlands Theaterbühnen. Simon Kirsch ist ein vielgefragter Theaterdarsteller, der in den vergangenen Jahren an Bühnen wie der Wiener Burgbühne, dem Schauspielhaus Zürich oder am Thalia Theater in Hamburg brillierte. Ruby Commey erspielte sich ihren guten Namen überwiegend an Berliner Bühnen. International bekannt wurde die dunkelhäutige Schauspielerin durch das Musikvideo Deutschland, das die Band Rammstein im März 2019 veröffentlichte und in dem sie die Germania spielt. In der titelgebenden Rolle der Brynhild tritt wiederum Lena Urzendowsky auf. Urzendowsky gibt in Worms ihr Theaterdebüt. Vor der Kamera hat sich die 23 Jährige bereits einen Namen gemacht und spielte die Hauptrolle in der viel diskutierten Amazon Prime Serie „Zoo“ mit, die auf der Autobiografie „Christiane F. Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ basiert. Ebenfalls in den 70er Jahren beheimatet und ebenfalls für Amazon Produziert, spielte die Berlinerin auch in der Serie „Lude“ eine wichtige Rolle. 

Ein Special Guest als Drache

Eigentlich soll laut Intendant Hofmann das Ensemble der Star sein, oder wie er es auf der Pressekonferenz erklärte: „Wir wollen weg vom stargetriebenen Ensemble!“ Doch so ganz kann man auch 2023 nicht die Hand von prominenten Namen lassen. Als Special Guest gehört in diesem Jahr der Bodybuilder Ralf Moeller („Gladiator“, Serie „Conan“) zu der Besetzung. Ein Name, der auf den ersten Blick aus dem Rahmen fällt, aber letztlich auch interessant ist. Moeller wird zwar nicht live auf der Bühne stehen, allerdings wird seine Erfahrung vor der Kamera miteinbringen, denn Moellers Szenen werden im Odenwald gedreht und später per riesiger LED Leinwand bei den Festspielen in das Stück integriert. Der Mann, mit dem eindrücklichen Körperproportionen und Dauerkumpel von Arnold Schwarzenegger spielt in dem Stück „BRYNHILD“ den Drachen Fafnir (!). Wie genau das aussehen wird, ob Moeller als Drache geschminkt durch den Odenwald robbt, nur seine Stimme leiht oder gar kein Drachen im eigentlichen Sinne ist, dieses Geheimnis wird natürlich erst zur Premiere gelüftet.

Wo Festspiele sind, muss auch ein bisschen Spektakel sein

Zwar betonen alle Verantwortlichen stets den künstlerischen Anspruch, aber auch dieser muss sich dem Diktat des Sommerspektakels unterwerfen, denn die Festspiele wollen nicht nur zur intellektuellen Auseinandersetzung einladen, sondern auch ein Stückweit das Publikum überwältigen. Im Grunde braucht es zwar nur den Blick auf den übermächtigen Dom, um zu überwältigen, aber da das alleine reicht nicht, um über die drei Stunden der Aufführung zu fesseln. Gemeinsam greift man tief in die Trickkiste, um eine „neo-futuristische“ Welt zu schaffen, wie es die Regisseurin beschreibt. Bei einem Pressegespräch im Herbst 2022 sprach Regisseurin Karabulut davon, das Bühnenbild lila zu gestalten. Tatsächlich zeigen erste Visualisierungen eine lila Wüste vor einer riesigen Videoleinwand, die zugleich wie ein Portal wirkt. Die Figuren auf der Bühne können durch dieses Stargate äh Portal Zeiten durchschreiten, von der Antike bis zur Zukunft. Die Videokünstlerin und Filmemacherin Susanne Steinmassel wird dieses Portal ins rechte Licht rücken, aber auch Karabulut tatkräftig bei den Dreharbeiten der filmischen Szenen unterstützen. Die Bühnenbildnerin Michela Flück verspricht eine neuartige Welt vor dem Dom. Eine, die die Epochen vereint. „Der Dom wirkt wie eine Halluzination in der dystopischen Welt, in der wir das Leben von Brynhild ansiedeln“, sagt die aus Zürich stammende Bühnenbildnerin über ihr Werk. „Eine zeitlose Landschaft umgibt den Wormser Dom: Fragmente einer antiken Ausgrabungsstätte, verschüttet unter Sand, kein Meer in Sicht“, erklärt sie weiter. Ein Spektakel für die Ohren verspricht der Musiker Daniel Murena, der gemeinsam mit Martin Tagar und Oliver Bersin für die Bühnenmusik verantwortlich sein wird, die live zur Aufführung gespielt wird. Murena ist ein spannender Komponist, dessen Wurzeln im Pop und Rock liegen, aber sich auch in der Avantgarde heimisch fühlt. Gemeinsam mit klassischen Kompositionsansätzen, aufgefüllt mit Horror Sound und Industrial Effekten, verpasste der Musiker bereits etlichen Theaterstücken seit 2006 den richtige Sound und dürfte auch im Kontext der Festspiele ein ungewöhnliches Musikgewand in den Nachthimmel von Worms zaubern. 

Nach 20 Jahren Nibelungen-Festspielen ist es eigentlich erstaunlich, wie viel Facetten man diese 800 Jahre alte Geschichte immer noch abgewinnen kann. In diesem Jahr ist es neben der weiblichen Perspektiven auch wichtig, ein junges Team vor dem Dom zu versammeln, verbunden mit der Hoffnung, das historische Erbe dieses großartigen Stoffes auch jüngeren Menschen näher zu bringen. Das kann nur gut sein, denn schließlich sind die Nibelungen auch ein Lehrstück darüber, wie Gier, Hass, Neid und vor allem Macht alle ins Verderben führen kann. Ich jedenfalls freue mich auf das Stück „BRYNHILD“. Fehlt nur noch das passende Wetter dazu, aber das gibt es in Worms meistens gratis obendrauf. 

Die Festspiele finden in der Zeit vom 7. Juli bis 23. Juli statt.

Weitere Informationen rund um die Festspiele finden Sie hier: https://www.nibelungenfestspiele.de/nibelungenfestspiele/

Bühnenbild “BRYNHILD”, Foto: @ Nibelungen Festspiele